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Dicke Kapitaldecke, bescheidene Gewinnaussichten

Die Kapitalsorgen ist die Commerzbank zwar los, dennoch bleibt die teilverstaatlichte Bank in schwerem Fahrwasser. Die Schuldenkrise belastet und auch das Geschäft mit Privatkunden läuft nicht gut. Und so ist die Ertragslage bescheiden.

Von Brigitte Scholtes | 09.08.2012
    Es bleibt schwierig für die Commerzbank. Der Gewinn ist im ersten Halbjahr eingebrochen, und für das zweite Halbjahr macht sich Finanzvorstand Stephan Engels auch keine Hoffnung:

    "In Summe ist es sicherlich so, dass wir auch für das zweite Halbjahr mit schwierigen Märkten rechnen müssen. Und insofern wird das Ergebnis im zweiten Halbjahr unter Druck bleiben."

    Unter Druck - das heißt, das Betriebsergebnis dürfte in der zweiten Jahreshälfte weiter sinken. Schon im ersten Halbjahr hatte es gegenüber der ersten Hälfte 2011 um 14 Prozent auf gut eine Milliarde Euro nachgegeben, unter dem Strich blieben im Konzern nur 697 Millionen Euro, das war ein Drittel weniger als ein Jahr zuvor. Die Bank will darauf reagieren, sagt Finanzvorstand Engels:

    "In Summe wird die Commerzbank ihre strategische Positionierung laufend überprüfen. Wir werden die Kosten noch mal verstärkt in den Fokus nehmen und werden sehen, dass wir insbesondere auch im Bereich Privatkundengeschäft unsere Fokussierung vorantreiben. Dasselbe gilt natürlich für alle anderen Bereiche, und so denke ich, werden wir erfolgreich in die Zukunft unterwegs sein können."

    Ob das bedeutet, dass deshalb Filialen geschlossen oder umstrukturiert werden, wollte Engels nicht bestätigen, ebenso wenig, ob mit der Strategieüberprüfung ein Stellenabbau verbunden sein wird. Da war schon spekuliert worden, 2000 Jobs stünden auf der Kippe. Das alles will die Bank erst am 8. November auf ihrem Investorentag bekannt geben. Immerhin hat die Commerzbank selbst ohne ihre Tochter comdirect zwischen April und Juni im Privatkundengeschäft sogar einen Verlust verbuchen müssen.

    Neben dem Privatkundengeschäft, das auch unter dem unsicheren Umfeld der Schuldenkrise leidet, kämpft die Bank aber auch mit den Problemen im Bereich Schiffsfinanzierung. Diese Sparte will sie zwar abstoßen, aber noch sind die Kredite im Portfolio. Die Bank deutet selbst an, dass die fürs Gesamtjahr erwartete Risikovorsorge von 1,7 Milliarden Euro nicht ausreichen dürfte. Vom ersten aufs zweite Quartal hat sie sich schon fast verdoppelt auf 404 Millionen Euro. Diese Entwicklung sehen auch Analysten wie Konrad Becker vom Bankhaus MerckFinck mit Sorge:

    "Das führt dazu, dass die Commerzbank sehr, sehr vorsichtig geworden ist und eigentlich durch die Blume sagt, na ja, die 1,7 Milliarden Risikovorsorge sind nicht mehr zu halten. Unterm Strich bedeutet beides - rückläufige Erträge vor allen Dingen im Privatkundengeschäft - plus höhere Risikovorsorge - heißt, das Ergebnis des zweiten Halbjahres wird schlechter sein als das des Ersten. Und das ist, wenn man so möchte, eine verklausulierte Gewinnwarnung durch die Blume."

    Positiv immerhin war, dass die Bank die Kapitalanforderungen der Europäischen Bankenaufsicht um 2,8 Milliarden Euro übererfüllt. In Griechenland ist sie kaum noch engagiert, in Spanien mit insgesamt 13 Milliarden Euro. Von der Weiterentwicklung der Eurokrise hängt also auch das Wohlergehen der Commerzbank ab.