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Die 36 Listen der Chinesen

14.04.2000
    Der Schweizer Sinologe Harro von Senger stellt in seinem neuen Buch die zweite Hälfte der so genannten Strategeme, klassischer Lebens- und Überlebenslisten der Chinesen, vor. Im Katalog der 36 Strategeme fassten Chinesen vor rund einem halben Jahrtausend die wichtigsten Techniken, Tipps und Kniffe zusammen, wie man eine Angelegenheit für sich entscheiden kann. Von Senger hatte die ersten 18 Strategeme bereits 1988 in einem Band präsentiert, der sich weltweit über 400.000 Mal verkauft hat. Mit seinem neuen Buch liegt nun eine Beschreibung aller 36 Strategeme vor. "Etwas Vergleichbares wie die Strategeme der Chinesen gibt es nirgendwo sonst auf der Welt", so von Senger. Als Europäer könne man aus dem klassischen Werk lernen, die Ressource List bewusster und reflektierter anzuwenden, als in unserem Kulturkreis üblich, meint von Senger: "In Europa wenden wir Listen eher aus dem Bauch heraus und instinktiv an." Außerdem durchschaue man mit Hilfe des Kataloges die List anderer Menschen viel reflektierter und kann sie wenn nötig durchkreuzen. Auch im Hochschulalltag finden sich die chinesischen List-Kategorien. "Manche Studenten wenden vielleicht das Strategem 7 an: 'Aus einem Nichts etwas erschaffen'. Sie wissen vielleicht wenig, versuchen aber durch einen Wortschwall den gegenteiligen Eindruck zu erwecken", so von Senger.

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    Harro von Senger ist Professor für Sinologie an der Universität Freiburg i. Br. und Privatdozent an der Universität Zürich. Sein Buch "Strategeme: Lebens- und Überlebenslisten der Chinesen" ist soeben im Scherz-Verlag, Bern erschienen.