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Die Bedeutung des Internets für die Wirtschaft

Der Branchenverband Bitkom hat sich gemeinsam mit dem Institut der deutschen Wirtschaft zur wirtschaftlichen Bedeutung des Internets geäußert. Gleichzeitig haben Bund und Länder eine Übung zur Abwehr von Internetkriminalität begonnen.

Von Andreas Baum | 30.11.2011
    Für die Internetwirtschaft ist Sicherheit im Netz einerseits ein Kostenfaktor, andererseits aber auch ein Geschäftsmodell – Sicherheitssysteme wollen entwickelt und verkauft werden. Leider gilt dies auch für kriminelle Geschäftsmodelle, in geringem Maße werden Angriffe auf Server oder ganze Teile des Netzes durchaus auch von deutschen Spezialisten mit vorbereitet. Schwarze Schafe gibt es überall, sagt der Präsident des Branchenverbandes Bitkom, Dieter Kempf.

    "Es gibt viele Hinweise darauf, die bei uns in der Branche, aber auch in den damit befassten Behörden den Eindruck entstehen lassen, Deutschland sei so was wie das internationale Testbed für kriminelle Aktivitäten. Um es etwas platter zu formulieren: Man probiert aus, was in Deutschland funktioniert, funktioniert dann auch im Rest der Welt."

    Deshalb macht es Sinn, einen großflächigen Cyber-Angriff auf deutsche Server zu simulieren, wie dies das Bundesamt für Bevölkerungsschutz heute tut, das Krisenszenario testet vor allem das Zusammenspiel der Behörden – obwohl die Übung 18 Monate lang vorbereitet wurde, kommt sie für die meisten, die jetzt reagieren müssen, überraschend. Auch Firmen der Internetbranche sind involviert.

    "Wir werden solche Testszenarien auch regelmäßig wiederholen. Auch für unterschiedliche Formen von Cyberattacken."

    Dies ist umso wichtiger, als heute mehr als die Hälfte aller deutschen Unternehmen stark vom Internet abhängt. Das ergibt eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln. 50 Prozent der befragten Unternehmen bezeichnen das Netz als Kern des Geschäftsmodells oder als sehr wichtig. Nur für 18 Prozent der deutschen Unternehmen ist das Internet irrelevant. Allerdings stellen die netzgebundenen Firmen Institutsdirektor Michael Hüther zufolge eine Avantgarde dar, sie beschäftigen besonders viele Akademiker und investieren in Forschung und Entwicklung, ein Trend, dem die Bundesregierung Hüther zufolge noch hinterherläuft.

    "Deutschland verzichtet als eines der wenigen Länder in der Eurozone, aber auch international vergleichend bei Industrieländern auf eine allgemeine steuerliche Forschungs- und Entwicklungsförderung. Alle Diskussionen der Machbarkeit sind im Grunde einfach zu beantworten. Die Österreicher haben es eingeführt, die Briten haben es eingeführt, eine allgemeine steuerliche, nicht diskriminierende F&E-Förderung wäre auch eine wichtiger Beitrag, um hier die Basis zu setzen."

    Die Bedeutung der Netze für die Wirtschaft in Deutschland kann auch eine Chance sein in einem Land, dessen Bevölkerung schrumpft, und dessen ländliche Räume sich langsam entleeren – sie muss Hüther zufolge nur genutzt werden.

    "Es geht nicht um die Frage, ob wir überall eine vierspurige Autobahn hinbauen können, aber wir können überall Breitband zur Verfügung stellen. Das ist eine völlig andere Perspektive und macht auch schwache Regionen anschlussfähig, dürfte aber gerade auch für wirtschaftlich schwache Regionen von hoher Bedeutung sein, weil sie viele dieser Produktionsweisen vernetzt ja auch dezentral machen können."

    Beim IT-Gipfel in der nächsten Woche will die Branche in Beisein der Kanzlerin auch einige unangenehme Themen ansprechen, etwa das Aus für den elektronischen Entgeltnachweis (Elena) und andere IT-Projekte der öffentlichen Verwaltung.