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Die Entstehung des Strompreises

Die European Energy Exchange EEX in Leipzig wurde 2002 gegründet und inzwischen eine der wichtigsten Energiebörsen Europas. Gehandelt wird in Leipzig mit Strom, Erdgas und Kohle sowie mit Verschmutzungsrechten, also den CO2-Zertifikaten. Wir erklären, wie sich der Strompreis zusammensetzt.

Von Theo Geers | 21.08.2012
    Die EEX – besser bekannt als Leipziger Strombörse – funktioniert wie jede andere Börse auch, unterscheidet sich von diesen nur durch die gehandelten Produkte: In Leipzig werden im Wesentlichen Strom und Gas, aber zum Beispiel auch CO2-Zertifikate im Rahmen des Emissionshandels gekauft und verkauft. Wichtigstes Standbein ist jedoch der Stromhandel, für den derzeit gut 200 Strom-Großhändler zugelassen sind: Stromkonzerne, Regionalversorger und Stadtwerke, aber auch Stromhändler oder auch Banken. Sie handeln dabei - salopp gesagt - nur mit dem nackten Strom, so wie er aus den Kraftwerken, aber auch den Solaranlagen oder Windparks kommt, also ohne Steuern und Abgaben. Dabei gibt es verschiedene Preise. Am Terminmarkt kaufen und verkaufen die Stromhändler Strom auf Termin, also zur Lieferung in der Zukunft.

    Strom zur Lieferung im nächsten Januar kostet heute Vormittag beispielsweise 5,5 Cent die Kilowattstunde, wer sich jetzt schon Strom zu einem festen Preis im Jahr 2018 sichern will, zahlt knapp 4,6 Cent.

    Davon zu unterscheiden ist der Spotmarkt. Hier wird Strom gehandelt zur kurzfristigen Lieferung für den jeweils nächsten Tag, um so Verbrauchsspitzen auszugleichen. Wenn ein Stadtwerk also gestern absehen konnte, dass es heute Morgen zwischen sechs und sieben Uhr einen Engpass geben könnte, konnte es sich für diese eine Stunde Strom für 5,3 Cent sichern, für einen Engpass zwischen 11 und 12 Uhr wäre es mit 6,8 Cent deutlich teurer. Wer - zum Vergleich - als Haushaltskunde 22, 23 oder bis zu 25 Cent je kWh zahlt, bekommt von diesen Schwankungen so gut wie nichts mit.

    Entscheidender für den Stromverbraucher sind die Steuern und Abgaben. Das führt inzwischen sogar zu der paradoxen Situation, dass Verbraucher nicht einmal davon profitieren, dass das steigende Ökostromangebot an der Leipziger Strombörse die Großhandelspreise sinken lässt. Vor allem um die Mittagszeit, wenn viel Solarstrom produziert wird, ist Strom in Leipzig inzwischen deutlich billiger als früher. Das liegt daran, dass die Netzbetreiber, die den Windmüllern oder Solaranlagenbesitzern den Ökostrom zum Garantiepreis von früher bis zu 40 Cent und heute vielleicht 20 Cent abnehmen, diesen Ökostrom komplett über die Strombörse verkaufen. Mehr Ökostrom heißt dann auf der einen Seite sinkender Börsenpreis. Auf der anderen Seite vergrößert sich damit automatisch die Differenz zu den garantierten Einspeisevergütungen, die den Solar- oder Windstromerzeugern gezahlt wird. Und je größer die Differenz bei sinkendem Börsenpreis wird, desto mehr Geld müssen die Verbraucher für diesen Ausgleich aufbringen. Wobei vor allem die privaten Stromkunden zur Kasse gebeten werden. Großabnehmer aus der Industrie können sich dagegen über die durch das steigende Ökostromangebot sinkenden Börsenpreise in Leipzig freuen.