Mittwoch, 24. April 2024

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Die Ersatz-Crews in Baikonur
Einmal üben, einmal aussetzen, dann starten

Wann immer Menschen vom russischen Kosmodrom Baikonur aus zur Internationalen Raumstation aufbrechen, ist auch eine Back-up-Crew vor Ort, eine "Ersatz-Mannschaft". Für sie ist der Start der Kolleginnen und Kollegen eine gute Gelegenheit, sich mit den Abläufen vertraut zu machen.

Von Dirk Lorenzen | 06.01.2019
    Zum Glück wurde sie nicht gebraucht: Die Notrakete (mit den roten Düsen) auf der Spitze der Soyuz, mit der Alexander Gerst ins All geflogen ist
    Beim Start von Astronauten zur ISS gibt es immer eine Ersatzmannschaft, die sich das ganze Prozedere schon einmal ansieht (Lorenzen) (Deutschlandradio / Dirk Lorenzen)
    Bei den ISS-Flügen ist es meist so, dass die Ersatz-Mannschaft bei der übernächsten Mission ins All abhebt. Alle Astronauten haben ein sehr ähnliches Training. Grundsätzlich könnte man auch noch recht kurzfristig vor einem Start die Besatzungen neu zusammenstellen, wenn etwa ein Mitglied wegen Krankheit ausfällt.
    Nicht zunehmen
    Tatsächlich aber gibt es praktische Grenzen: Zum einen hat in einer Soyuz-Kapsel jeder eine individuell angegossene Sitzschale. Sollte sich in den Stunden vor dem Start ein Astronaut den Fuß verstauchen, so ließe sich die Schale nicht mehr rechtzeitig aus der Kapsel an der Raketenspitze austauschen.
    Zudem ist die Beladung perfekt auf das Gewicht der Menschen an Bord abgestimmt. Wäre ein Mitglied der Besatzung plötzlich fünf Kilogramm schwerer oder leichter, so würde sich der Schwerpunkt der Kapsel verlagern – was beim Manövrieren im All fatale Folgen haben könnte.
    Die Back-up-Crews üben also nur, wenn sie in Baikonur dabei sind. Wirklich ersetzen können sie niemanden. Wenn ein Astronaut kurz vor dem Start erkrankt, dann wartet man erst einmal ab, wie schnell er sich erholt und verschiebt den Zeitplan ein wenig. Erst wenn er oder sie gar nicht ins All kann, zieht man als Ersatz den Start der folgenden Mission möglichst weit vor.