Klaus Böldl kontrastiert und ergänzt seine Landschaftsbeschreibungen mit Geschichten aus der Geschichte der Inseln, mit alten mythischen Erzählungen und, wenn der Funke überspringt, dann schrumpfen die Zeiträume, dann ist seitdem nicht viel geschehen, auch wenn die heutigen Bewohner der historischen Orte von der Überlieferung nichts mehr wissen. Es ist auch ein Buch über den Prozess der Erinnerung, über ihr traumhaftes Hervorkommen und über das Glück des Findens, z.B. einer Landschaft, von der man schon als Kind geahnt hat, dass es sie geben muss. Eine plötzliche Übereinstimmung, die einhergeht mit dem gedankenverlorenen Verschwinden in der Gleichförmigkeit der Landschaft.
Doch zugleich kann in dieser Landschaft sehr viel geschehen. Böldl besucht eine Insel vor Island, auf der sich im Jahr 1973, nach Jahrhunderte währender Ruhe, ein gewaltiger Riss in der Erde auftat, aus dem die unvorstellbare Menge von 250 Millionen Kubikmetern Lava herausquoll und die Umgegend in eine Unwelt verwandelte. Das Gefühl, sich am Ende der Welt zu befinden, erfasst Klaus Böldl gleich an mehreren Orten und trägt zu seiner Faszination bei. Es ist eine Weltgegend, die seit Jahrhunderten besiedelt ist, wenn auch spärlich. Sie hat eine lange Geschichte und vermittelt doch den Eindruck, als werde dies von der Natur nur widerwillig geduldet. Das gilt für das feurige Island und noch mehr für die felsigen Färöer, die Inseln der abgebrochenen Bauvorhaben.
Die fernen Inseln ist kein schwer lesbarer Text, sein Programm ist dennoch sehr anspruchsvoll. An seinem Anfang steht ein Zitat von Cezanne: "Aber ein grüner Flecken, passen Sie auf, das genügt, um uns den Eindruck einer Landschaft zu geben." Klaus Böldls Farbrepertoire reicht von porzellanweiß über die reichhaltigen Grün- und Blautöne bis zu jettschwarz, und diese Wortzusammensetzungen zeigen bereits sein bevorzugtes Stilmittel. Es ist der Vergleich. Etwas ist wie. Nun ist das Metapherngebiet eine mitunter recht sumpfige Gegend, in der sich Klaus Böldl trittsicher bewegt, auch wenn er manche Wege mehrfach geht und die Vergleiche sich zu wiederholen beginnen. Vielleicht stößt er in solchen Momenten an die Grenzen seines Repertoires. Vielleicht ist dieses Mittel aber einfach nicht geeignet, die so inkommensurablen Inseln zum Sprechen zu bringen. Jedenfalls ist es eher der Widerhall der Landschaft in den Träumen des Erzählers, der den Funken der Faszination überspringen lässt.