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Die IAA gibt sich jung und hip
Clubnächte und eine Botschaft von Buzz Aldrin

Panels, Talks und Workshops: Mercedes hat die Macher des Kreativfestivals SXSW aus Austin zur Frankfurter IAA geholt und die "me Convention" veranstalten lassen. Auch andere Firmen wie etwa BMW versuchen, sich nicht nur als Autobauer darzustellen, sondern als Unternehmen am digitalen Puls der Zeit.

Von Lars Hofmann | 18.09.2017
    Tiefenentspannt in die E-Mobilität. VW zeigt Elektrobus und Wackeldackel der Zukunft.
    Tiefenentspannt in die E-Mobilität: VW zeigt auf der IAA 2017 den Elektrobus I.D Buzz und die Reinkarnation des Wackeldackels (imago stock&people)
    Club-Nächte, Restaurants, Ausstellungen und Konzerte – so wollte Mercedes drei Tage lang zeigen, dass sie mehr können als nur Autos.

    Sängerin Beth Ditto, Facebook-Geschäftsführerin Sheryl Sandberg oder Mond-Legende Buzz Aldrin sind gekommen. Aldrin im hellblauen T-Shirt mit dem Mars drauf, gestreifte Hosenträger und Strümpfe mit silbernen Sternen - so präsentiert er auf der "me Convention" seine Zukunftsvision: "Ich habe eine Botschaft erhalten, eine Botschaft von oben: Werft Dinge nicht weg – verwendet sie wieder, verwendet die Raumschiffe wieder und wieder und wieder."
    Buzz Aldrin, einer der ersten beiden Menschen auf dem Mond, will den Mars besiedeln – ansonsten gehe die Menschheit unter. Große Botschaften, auch Mercedes-Chef Dieter Zetsche, Gastgeber der "me Convention", denkt auf dieser IAA weiter als sonst. Die Veränderungen in der Autobranche seien enorm: "Deshalb geht unsere wichtigste Aufgabe weit über die Neuerfindung des Automobils hinaus. Es geht um die Neuerfindung der persönlichen Unabhängigkeit."
    Die IAA will anders sein
    Hier wird am ganz großen Rad gedreht – für 360 Euro Teilnahmegebühr – drei Tage reden, diskutieren, tanzen. "Es werden eigentlich alle Sprecher, die ich gesehen habe - und ich war wirklich rund um die Uhr da - sehr inspirierend und gut."
    Insgesamt versucht die IAA diesesmal anders zu sein: BMW hat eine TED-Konferenz veranstaltet – hunderte Leute kommen zusammen und tauschen Ideen aus, wie bei einem Poetry-Slam, und am Ende gewinnt einer. Ira Munn kommt extra aus Neuseeland: "Bei mir im Südpazifik schwimmt ein Haufen Plastik im Meer, alles in allem so groß wie Grönland. Da kann man sich schonmal denken, was wäre wenn wir das Plastik recyclen und es verwenden, um mit 3D-Druckern energieeffiziente Autos drucken – und so das Plasik reduzieren, das die Landschaften, Flüsse und Meere verschmutzt?" Ira Munn hat leider nicht gewonnen.
    Geschäfte mit dem Smartphone - und nicht mit Autos
    Der Ideenaustausch auf solchen Konferenzen kann auch schon mal bis zu 10.000 Dollar kosten. Günstiger aber auch weniger modern versucht die IAA an anderer Stelle zu sein: auf der New Mobility World. Christoph Stadeler, bei Facebook für automobile Strategien zuständig, reibt der alten Industrie unter die Nase, wo die Reise hingeht: "Es gibt 2,8 Milliarden Smartphones da draussen. Es ist also wahrscheinlicher, dass du viele Menschen erreichst, wenn die Geschäfte auf dem Smartphone beruhen und nicht auf Autos. Und das ist etwas, was wir können, mit Milliarden Menschen rund um den Globus."
    New Mobility World, TED-Konferez, me Convention – Autos spielen kaum eine Rolle trotz IAA. "Nein, interessiert mich auch gar nicht." Eine Frau verlässt strahlend das Gelände – Autos hat auch sie nicht gesehen – sie hat nur zugehört. "Und es war super, super, super!"
    Mag man sich auch noch so modern, anders und hip geben auf der IAA – das Video von Buzz Aldrin kommt gerade mal auf 1400 Abrufe, Sheryl Sandberg, einer der Stars der Internetbranche, schafft nicht mal 5000. Die Präsentation des neuen 1000 PS-AMG von Mercedes wurde dagegen schon fast eine Million Mal im Internet angeklickt.