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Die Kindermilch macht's nicht

Verbraucherzentralen hatten im vergangenen Jahr bereits kritisiert, dass die Kindermilch im Gegensatz zur herkömmlichen Milch keinen Mehrwert bietet. Nun hat sich die Lebensmittelaufsicht eingeschaltet und bemängelt, die Produkte seien nicht an Ernährungsbedürfnisse von Kleinkindern angepasst.

Von Daniela Siebert | 02.07.2012
    Es geht um besondere Milchprodukte für Kinder im Alter zwischen ein und drei Jahren. Diese Milcherzeugnisse müssen laut Diätverordnung besondere Kriterien erfüllen, damit sie für diese Verbrauchergruppe als Kindermilchgetränk beworben und verkauft werden dürfen.

    Das leisten viele Produkte jedoch nicht hat das Bundesinstitut für Risikobewertung, BfR, festgestellt. Insgesamt 15 Produkte hat dass BfR in einer wissenschaftlichen Stellungnahme für das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) bemängelt. Wie viele Hersteller und welche Produkte betroffen sind, darüber gibt das BVL jedoch keine Auskunft mit Verweis auf das laufende Verfahren.

    Laut "Spiegel-Online" gehört "Milumil Meine Kindermilch 2+" von Milupa zu den beanstandeten Produkten sowie "Beba Kleinkind-Milch 2+" von Nestlé.

    Milupa hat dies auch bestätigt, betont aber, es sei vom BVL lediglich die Etikettierung beanstandet worden, nicht das Produkt selbst. Ob man nun die Rezeptur oder die Beschriftung ändere oder den Rechtsweg beschreite und das Produkt erstmal so lässt, sei noch nicht entschieden, teilt die Pressestelle heute auf Anfrage mit.

    Das BfR hatte festgestellt, dass diese und andere Produkte Zitat "nicht an die Ernährungsbedürfnisse von Kleinkindern angepasst sind und sich damit nicht zur besonderen Ernährung dieser Personengruppe eignen." Zitatende. Im Gegenteil könnten die zugesetzten Vitamine und Mineralstoffe zu einer "unkontrollierten Erhöhung der Zufuhr einiger Nährstoffe" beitragen. Die Versorgung mit Zink und Eisen beispielsweise könne dadurch überhöht sein. Durch eingearbeitetes Pflanzenfett erreichen manche Kindermilcherzeugnisse zudem Fettwerte normaler Vollmilch.

    De facto sind Eltern wohl besser beraten, ihre Kinder normale Kuhmilch trinken zu lassen, denn diese enthalte beispielsweise mehr Kalzium als die Kinderprodukte hatten die Verbraucherzentralen schon vor einigen Monaten empfohlen. Die Kindermilchartikel seien teurer als normale Milch aber weniger hochwertig so die damalige Bilanz.

    Auch das BfR empfiehlt für Kleinkinder deshalb fettreduzierte normale Kuhmilch.

    Das Verfahren, das das BVL gegen die Hersteller von Kindermilcherzeugnissen führt, ist indes voll im Gange. Laut Diätverordnung dürften mindestens zwei der beanstandeten Produkte in ihrer jetzigen Form eigentlich nicht mehr in Verkehr gebracht werden. Allerdings haben die Hersteller einen Monat Zeit, dagegen Widerspruch einzulegen und daran könnte sich ein juristischer Prozess durch mehrere Instanzen anschließen teilt das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit mit. Wann sich der ernüchternde Befund des BfR zur Qualität von Kindermilchprodukten in den Supermarktregalen widerspiegeln wird, lässt sich daher noch nicht absehen.

    Eltern haben aber allemal die Wahl auf die Empfehlungen von BfR und Verbraucherschützern auszuweichen. Das BfR bringt es so auf den Punkt: In einer ausgewogenen Kinderernährung sind Kleinkindermilchgetränke überflüssig.