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Die Lufthansa-Bilanz 2015
"Emotional schwieriges, wirtschaftlich gutes Jahr"

Als "emotional schwierig" bezeichnet der Vorstandsvorsitzende der Lufthansa, Carsten Spohr, das letzte Geschäftsjahr: Neben zahlreicher Tarifkonflikte dämpfte der Absturz der Germanwings-Maschine in den französischen Alpen die Stimmung innerhalb des Konzerns. Für das laufende Jahr rechnet der Lufthansa-Chef mit einem besseren Ergebnis.

Von Brigitte Scholtes | 17.03.2016
    Carsten Spohr, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Lufthansa AG, und die Lufthansa-Finanzchefin Simone Menne sprechen am 17.03.2016 bei der Bilanz-Pressekonferenz der Lufthansa in Frankfurt am Main.
    Carsten Spohr, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Lufthansa AG, und die Lufthansa-Finanzchefin Simone Menne sprechen am 17.03.2016 bei der Bilanz-Pressekonferenz der Lufthansa in Frankfurt am Main. (picture alliance / dpa / Arne Dedert)
    Das Jahr 2015 war ein außergewöhnliches Jahr für die Deutsche Lufthansa. Es sei ein Jahr der Extreme, sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr heute Morgen:
    "Es war mit Abstand das emotional schwierigste Jahr in der Geschichte der Lufthansa, und es war, was die Zahlen angeht, ein sehr erfolgreiches Jahr in der 60-jährigen Geschichte der Lufthansa. Und das in einem Jahr beides zu verarbeiten, das fällt nicht leicht. Denn der Rückblick auf das Jahr 2015 wird für immer, nicht nur heute, für immer überschattet bleiben von dem, was am 24. März dieses Jahres passiert ist."
    Da waren beim Absturz eines Germanwings-Flugzeugs alle 150 Passagiere und Besatzungsmitglieder ums Leben gekommen. Lufthansa-Chef Carsten Spohr hat daraus vor allem eine Lehre gezogen:
    "Dieses schreckliche Ereignis am 24. März hat noch mal für mich persönlich vor allem eines nochmal ganz klar verdeutlicht, was in unserem Unternehmen jeder weiß: als Airline, als Airline-Gruppe, als Aviation-Konzern kommt zunächst einmal Sicherheit. Und dann kommt lange, lange gar nichts."
    Germanwings-Absturz schmälert die Freude
    Lufthansa habe alles getan, um für die Angehörigen die Folgen der Katastrophe abzumildern, durch finanzielle, aber auch psychologische Hilfe. Mit 46 Anwälten der Hinterbliebenen habe man eine Übereinkunft erzielt, mit zweien noch nicht.
    Es war ein sehr trauriges, es aber aber auch ein sehr erfolgreiches Jahr: Doch von einem Rekordjahr zu sprechen, das hält der Lufthansa-Chef nicht für angemessen angesichts des Germanwings-Absturzes. Unter dem Strich blieben trotz der zahlreichen Streiks von Piloten und Flugbegleitern 1,7 Milliarden Euro Gewinn übrig, das angepasste operative Ergebnis, für Lufthansa die wichtigste Erfolgskennziffer, lag sogar noch um 100 Millionen höher. An diesem Erfolg sollen auch die Aktionäre teilhaben - sie erhalten eine Dividende von 50 Cent je Aktie. Wesentliche Gewinntreiber für den Gewinn waren natürlich die gesunkenen Treibstoffkosten , aber auch die Investitionen in die Innenausstattung der Flugzeuge mache sich bezahlt. Immerhin sei Lufthansa inzwischen auf gutem Weg im Tarifkonflikt.
    Billigflugsparte wird weiter ausgebaut
    "Ich habe zur Zeit keinen Anlass, an weitere Streiks denken zu müssen oder die befürchten zu müssen. Wir sind da, wo wir hingehören, in einem konstruktiven Dialog, der nicht in der Öffentlichkeit stattfindet. Und fast immer sind erfolgreiche Tarifverhandlungen auf dem Wege erreicht worden und nicht in der Öffentlichkeit, darauf setzen wir auch, gemeinsam mit übrigens beiden noch offenen Gewerkschaften, im Tarifverhandlungssinne, Ufo und VC."
    Für das laufende Jahr rechnet er mit einem nochmals besseren Ergebnis als 2015.
    "Wir werden weiter konsequent an den Maßnahmen zur Zukunftssicherung unseres Unternehmens arbeiten, auch dort wo es Widerstände gibt. Es ist unbestritten, dass in Zeiten mit guten Ergebnissen diese teilweise schwieriger zu vermitteln sind, diese Umstrukturierungen. Aber sie sind aufgrund der Branchenentwicklung weiterhin genauso notwendig wie je. Der rasante Wandel unserer Branche, den Sie alle beobachten, zwingt uns dazu, diesen Veränderungsprozess konsequent fortzusetzen, und das werden wir tun."
    An der Ausrichtung des Konzerns, der die Billigflugsparte Eurowings/Germanwings stark ausbaut, lässt er also keinen Zweifel. Eurowings sei trotz Startschwierigkeiten zur Jahreswende inzwischen auf einem gutem Weg.