Donnerstag, 25. April 2024


Die »lyrix«-Gewinner im April 2012

"So gestaltend, umgestaltend, zum Erstaunen bin ich da": Mit diesen Versen beschrieb Goethe den Drang des Menschen, die Welt zu entdecken, zu begreifen und schöpferisch tätig zu sein. Wie die Natur, die sich beständig selbst erneuert, so ist auch der Mensch bestrebt, sein Wissen stetig zu erweitern und neue Erkenntnisse hervorzubringen.

23.05.2012
    Auch euch regte das Thema "Forschergeist" an, über diesen Antrieb zu philosophieren. Die Gedichte, die ihr uns geschickt habt, zeigen, dass jener Wissensdurst die verschiedensten Ergebnisse hervorbringen kann. Die Geheimnisse der Rechtschreibung fanden ebenso einen Platz in eurer Lyrik, wie die Erfindung der Glühbirne, Galileo Galilei, Insekten, die blinde Gier nach Wissen oder die körperliche Manifestation einer Idee. Thematisiert wurde dabei nicht nur das Forschen und Wissen, sondern auch das "Glück, nicht zu wissen". So fragte eine Schülerin in ihrem Gedicht: "Sind Atome und Moleküle so viel wichtiger, ist zu forschen so viel richtiger als der Welt Schönheit in Fülle?"

    Das Streben nach Wissen mit seinen positiven und negativen Auswirkungen wurde von euch nicht nur von verschiedenen Standpunkten betrachtet, sondern auch poetisch in die alltäglichen Beobachtungen hinein transportiert. Dass ihr mit eurem Forschergeist zugleich kritisch und kreativ umzugehen wusstet, zeigen die vielen unterschiedlichen Einsendungen.

    Unsere Jury hat die fünf besten Gedichte ausgewählt.

    Wir gratulieren den Gewinnern und freuen uns, euch die Texte der Leitmotivrundengewinner aus dem April 2012 präsentieren zu können:


    Forscherdrang

    Eine Fliege auf der Reise
    drehte summend ihre Kreise
    Plötzlich sah sie etwas schimmern
    in der Mittagshitze flimmern
    und die Fliege dacht bei sich:
    "Das zu erkunden trau ich mich!"
    So flog die kleine Fliege näher
    auf das Unbekannte zu
    "Ich werd's erforschen
    und nicht eher
    gebe ich als Fliege Ruh!"
    Dacht' die Fliege und flog weiter
    Da zu bleiben wär gescheiter
    Denn die Fliege flog nun munter
    hin und her und hoch und runter
    auf etwas langes pinkes zu
    frohen Mutes und in Ruh!
    Das lange Etwas nun sich wand
    und in einem Loch verschwand
    das in etwas Grünem lag
    und das Grüne machte "Quak"!
    Was mag das sein?
    Was mag das sein?
    fragte die Fliege
    und flog hinein
    Der Fliege wurde nun doch etwas bang...
    -TOT
    das kommt vom Forscherdrang!


    (Lucie Roth aus Köln, Montessori-Gymnasium, Klasse: 6, Muttersprache: deutsch)


    Selbsterfindung
    Dein Leben ist dunkel,
    du siehst kein Licht,
    hab keine Angst,
    erschrick dich nicht!
    Schalt das Licht an,
    streich die Wände,
    dein düstres Leben
    hat bald ein Ende.
    Wo ein Ende ist,
    muss auch ein Anfang sein,
    dein neues Leben steht vor der Tür,
    lass es rein!
    Ein Funkeln in deinen Augen,
    ein Lächeln in deinem Gesicht,
    draußen scheint die Sonne,
    jetzt trittst du ins Licht.
    Erfind dich neu,
    doch bleib du selbst,
    verlass den Platz,
    auf den der Schatten fällt.


    (Helene Koschinka aus Görlitz, Augustum-Annen-Gymnasium, Klasse: 6,
    Muttersprache: deutsch)


    Ein geladenes Teilchen
    winzig
    durchkreist Kopf, Gehirn
    bewirkt, dass die Augen funkeln,
    Gänsehaut sich breit macht
    nimmt den Körper ein
    beherrscht ihn
    hat elektrisierende Ausmaße
    bis in die letzte Faser

    eine Leuchterscheinung
    brennt sich durch
    wird zum Leuchtfeuer
    funkengeladen
    entfaltet sich
    wächst heran
    löst einen Impuls aus
    lässt die Finger kribbeln, zucken
    formt die ersten Worte
    auf dem leeren Stück Papier


    (Theresa Mühle aus Görlitz, Augustum-Annen-Gymnasium, Klasse: 9,
    Muttersprache: deutsch


    Apeiron

    Hinauf, hinauf strebt‘s,
    tiefer zu graben.
    Hinab, hinab geht’s,
    Den Sinn zu erfragen.

    Geläutertes Wissen wollen wir erfragen:
    Den Anfang des Kreises, ob Henne ob Ei,
    Gestehen uns ein: uns nicht einerlei.
    Was wir nicht wissen, können wir nicht ertragen.

    Tragen zu viel, tragisch das Wissen:
    Was gedacht werden will, will ich’s ertragen?
    Was gedacht werden kann, trägt‘s das Gewissen?
    Den Sinn hinterm Wissen: wir sollen ihm entsagen!

    Hinab, hinab geht’s,
    Der Menschheit zu sagen:
    Hinauf, hinauf strebt’s,
    Kein Wissen zu wagen.


    (Timo Speith aus Höxter, Gymnasium Brede, Klasse: 12, Muttersprache: deutsch)


    forscher Geist

    klein begonnen,
    GROß GEWORDEN,
    meine Idee,
    fabelhaft!
    Umgesetzt,
    in
    kürzester Zeit,

    Forschergeist,

    der mich fertig macht!
    Logik,
    bis der Kopf mir platzt.
    Erfolgreich,
    bis man mich vergisst.
    Doch insgesamt hat's nichts gebracht.

    Er scheitert!

    Wann habe ich es bloß geschafft?
    Wenn er mich nicht mehr fertig macht


    (Jessica Röhrs aus Reeßum, Gymnasium Sottrum, Klasse: 9, Muttersprache: deutsch)