Mittwoch, 24. April 2024


Die lyrix-Gewinner im Februar

Im Februar wollten wir von euch wissen, "wie die Zeit vergeht". In welchen Situationen ticken die Zeiger der Uhren besonders schnell und wann langsam? Hier eure Antworten.

16.03.2009
    In euren Gedichten habt ihr ganz unterschiedliche Zeitgefühle beschrieben. Bei einem Verlust oder während des Wartens erscheint die Zeitdauer lange, bei einem freudigen Ereignis vergeht sie wie im Flug. Viele schrieben über den fehlenden Einfluss auf die Zeit, dass es wichtig sei, den Moment zu nutzen, da er nicht zurückkomme. Denn – alles ist käuflich, nur die Zeit nicht.

    Hier sind die Namen der Februar-Gewinner und -Gewinnerinnen, deren Gedicht die Jury am meisten überzeugt hat. Vielen Dank und herzlichen Glückwunsch!

    Das März-Leitmotiv lautet übrigens "Neuanfang".

    Die lyrix-Gewinner aus dem Inland

    Neue Zeiten

    Gib acht, sagt die Blumenmutter,
    der Frühling ist vorbei.
    Dunkle Wolken ziehen auf
    und Winde verwehen
    jede Träumerei.

    Sieh dich vor, sagt der Blumenvater,
    schlag die Wurzeln ein.
    Fluten werden an dir reißen,
    doch sie waschen
    die Erde rein.

    Fang an, sagt die Blumenschwester,
    gib deine Samen dem Wind,
    auf dass sie die Erde finden.
    Auch sie müssen lernen,
    dass sie alleine sind.

    Hör nie auf, sagt der Blumenbruder,
    auf Regen folgt Sonnenschein.
    Durch jeden Schauer wächst du,
    wirst dann größer
    und stärker sein.


    Julia Frick aus Lambsheim, Johann-Sebastian-Bach-Gymnasium Mannheim, Jahrgangsstufe 13, Muttersprache Deutsch


    Von den Ge(h)zeiten

    Und wenn du weg gehst
    mein Herz lahment deiner Wiederkehr harrt
    Dann verharzen auch die Zeiger
    Der Uhr, die jetzt mit der Zeit nicht spart

    Und wenn du fort bleibst
    Stürze ich mich ungeduldig in Ultimaten
    Die Ziffern verhaspeln sich schon
    Die Uhr, die verlernt plötzlich das Warten

    Und wenn du dort stehst
    Mein Blick schweift sich süchtig nach dir fest
    Erfrieren die Sekunden kurz
    Bevor dein Odem sie wieder auftauen lässt

    Und wenn wir da liegen
    Ticken von draußen die Zeiten der Welt
    Alle in so anderem Takt
    Wir lauschen einem, der nur uns gefällt.


    Alan Ruben van Keeken aus Bitzen, Kopernikus Gymnasium Wissen, Jahrgangsstufe 13, Muttersprache Deutsch


    Zeit heilt

    Bestzeit,
    schlag ich nicht.
    Zeitreisen,
    kann ich nicht.
    Freizeit,
    hab ich nicht.
    Zeitgemäß,
    bin ich nicht.

    Doch trotzdem gibt es Zeit in mir.

    "Denn Zeit heilt alle Wunden"
    in schrecklich langen Stunden.
    "Zeit ist Geld",
    die mit dir ist die schönste der Welt.

    Geht es dir gut?
    Sei auf der Hut!
    Genieß den Moment,
    denn die Zeit rennt.

    Die Uhr schlägt.
    Die Zeit vergeht.
    Du bangst um jede Sekunde.
    Renn raus, schrei aus,
    gib Gas, hab Spaß, denn

    zeitlos,
    sind wir nicht.


    Katharina Kisker aus Altena, Burggymnasium Altena, Klasse 9, Muttersprache Deutsch


    zeitlos

    Zeitkörner
    fließen geschmeidig
    durch unsre Hände
    Wie Seide.
    Sachte sind sie, sagst du?
    Gib mir Zeit!
    Mehr Zeit!

    Entscheidungen
    treffen sich
    in der Realität
    von selbst.
    Zu Ende denken

    Ist unwichtig, sagst du?
    Gib mir Zeit!
    Mehr Zeit!

    Freundschaften
    grad’ erst gefestigt
    vor dem
    potentiellen Ende…
    Das Wichtigste, sagst du,
    ist Jetzt und Hier?
    Gib mir Zeit!
    Mehr Zeit!

    Halt’ die Zeit an…
    Für mich!


    Christina Lotter aus Bamberg, Franz-Ludwig-Gymnasium, Jahrgangsstufe 13, Muttersprache Deutsch


    Ein Telefongespräch.

    2:46 reichen aus.
    Du sagst mir, du willst mich nicht mehr.
    Nicht mehr sehen, nicht mehr küssen, nicht mehr mit mir reden.
    Keine weiteren Telefongespräche.
    Nur vorläufig, sagst du.
    Doch wir wissen beide.
    Es ist endgültig.
    Ich, zu gekränkt, um mit dir zu reden.
    Jemals wieder mit dir zu reden.
    Du zu stolz, um mich um Entschuldigung zu bitten.
    Und so trennen sich unsere Wege.
    In diesen 2:46.
    Die kurze Zeit mit dir.
    Vorüber.
    Einfach vorbei.
    Weggewischt, wie ein Regentropfen von der Wangen.
    Flüchtig, wie ein Lufthauch.
    Und doch war es als wäre es für die Ewigkeit.
    Beendet in 2:46.
    Beendet für immer.


    Clarissa Thelen aus Hamburg, Helene-Lange Gymnasium, Jahrgangsstufe 10, Muttersprache Deutsch


    Die lyrix-Gewinner aus dem Ausland

    Zeit

    Ein Augenblick
    Ein Zwinkern des Auges
    Was dies, Mensch,
    Für dich bedeutet?

    Denkst du über diesen Augenblick nach,
    Was in ihm passiert dann?

    Wie viel Tod in
    Einem Augenblick?
    Wie viel Leben in
    Einem Augenblick?
    Leiden und Elend
    Alles im Augenblick.

    Aber dieser Augenblick versteckt in
    Sich auch
    Viel Liebe und Glück.

    Und Augenblick nach Augenblick wird
    Bis zum Ende der Welt
    Nicht verschwinden.


    Ibreljic Edin aus Zenica, Bosnien und Herzegowina, Erstes Gymnasium, Jahrgang 1993, Muttersprache Bosnisch


    Das Leben

    Wir tauschen unsere Uhren aus,
    Doch die Zeit geht ihren Weg.
    Das Leben ist manchmal ein Chaos,
    Denn wir wissen nicht, wie alles geht.

    Das Leben gibt´s nur einmal,
    Da kann man alles nehmen.
    Es befindet sich überall,
    Was unsere Herzen wählen.

    Das Leben kostet Geld,
    Doch man kann nicht alles kaufen.
    Und jeder Schein zerfällt,
    Während still die Uhren laufen.

    Die Zeit vergeht, hallo ihr Falten,
    Ab heute seid ihr mit dabei.
    Irgendwann sind wir die Alten,
    Doch unsere Herzen bleiben faltenfrei.


    Nurlan Kubat aus Bischkek, Kirgistan, Gymnasium von T. Satylganov, Jahrgang 1993, Muttersprache Kirgisisch


    Zeitgefühl

    Wie?
    Wie kann ein Tag vergehen,
    wenn die Stunden so lang dauern?
    Wie?
    Schon ist ein Monat weg
    Schon ist ein Jahr weg
    Schon ist man erwachsen
    Und kann die Zeit nicht zurückdrehen.

    Heute ist der Tag
    Etwas zu machen
    Heute werde ich die Zeit nutzen
    Da ich nicht weiß
    Wann ich es wieder machen werden kann
    Ein Rat – ein Ratschlag für dich:
    Nutz deine Zeit!
    Wenn du 80 wirst,
    wirst du zurückschauen und weinen,
    da du weißt,
    die Zeit hättest du nutzen können.


    Ana Mafalda Goldschmidt Oliveira aus Lissabon, Portugal, Deutsche Schule Lissabon, Jahrgang 1995, Muttersprache Portugiesisch



    <center>
    Zeitgefühl
    Was bedeutet Zeit?
    Ist Zeit unendlich?
    Woher kommt eigentlich Zeit?
    Warum kann man Zeit nicht sehen?

    Man kann Zeit weder sehen
    noch berühren
    Man weiß nur,
    dass es Zeit gibt
    Sekunden, Minuten
    Stunden, Tage,
    Wochen, Monate
    Jahre...
    Sind Sekunden wirklich Sekunden?
    Sind Monate wirklich Monate?
    Was bedeutet "für immer"
    oder "Die Zeit läuft"?
    Was ist Zeit??
    Zeit ist alles und nichts
    Zeit bedeutet viel und wenig
    Zeit ist gleichzeitig wichtig und unwichtig
    Man wird Zeit nie vergessen
    Aber auch nie sich daran erinnern
    Zeit ist ein Gefühl
    Das Zeitgefühl.
    </center>

    Beatriz Rodrigues Rocha Pereira da Silva aus Portela, Loures, Portugal, Deutsche Schule Lissabon, Jahrgangsstufe 1994, Muttersprache Portugiesisch


    Zeit

    Was ist die Zeit?
    Für Philosophen ist es
    eine Dimension des Seins.
    Für Theologen ist es
    eine Gabe Gottes.
    Für Wissenschaftler ist es
    eine physische Größe.
    Für mich,
    na ja.
    Zeit ist zu langsam für Wartende,
    zu schnell für die Glücklichen,
    aber für die Verliebten,
    ist sie ewig.


    Badali Tarik aus Zenica, Bosnien und Herzegowina, Schule: Prva gimnazija, Jahrgang 1990, Muttersprache Bosnisch