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Die neue "Mega-Kasse“

Die Krankenkassen stehen unter Zugzwang. Sie müssen effizienter werden und Kosten sparen. Zusammenschluss lautet die nahe liegende Lösung für viele. Die neueste Fusion hat eine "Mega-Kasse" geschaffen: die DAK Gesundheit.

Von Verena Herb | 05.01.2012
    Es sei eine der größten Fusionen in der Geschichte der Gesetzlichen Krankenversicherungen: der Zusammenschluss der Deutschen Angestellten Krankenkasse, DAK, der BKK Gesundheit und der Betriebskrankenkasse des Axel Springer Verlages. Die neue DAK Gesundheit habe künftig rund 12.000 Mitarbeiter, 6,6 Millionen Versicherte und gehe nun mit einem neuen Geschäftsmodell in den Wettbewerb, erklärt Herbert Rebscher – Vorstandsvorsitzender der DAK Gesundheit. Die Deutsche Angestellten Krankenkasse habe seit jeher eine große Präsenz in der bundesdeutschen Fläche gehabt – aber

    "Mit der Flächenpräsenz kam man nicht in die Betriebe, weil man dort zu klein war. Und die Betriebe haben ihre Menschen dort nicht mehr betreuen können, wenn sie Betreuung brauchten. Nämlich wenn sie pensioniert und Rentner waren und vielleicht auch gar nicht mehr bei einem Betrieb gewohnt haben. Und diese Verbindung ist unser neues Geschäftsmodell."

    Durch die Fusion wächst die DAK Gesundheit zur drittgrößten gesetzlichen Krankenversicherung - nach der Barmer GEK und der Techniker Krankenkasse. Der Zusammenschluss markiert einen Fusionstrend: Wenn man sich die Entwicklung anschaut, ist die Anzahl der Krankenkassen von Mitte der 90er-Jahre von rund 1000 auf zwischenzeitlich nur noch 150 Anbieter geschrumpft. Immer mehr Krankenkassen fusionieren, um kosteneffizienter agieren zu können und als größere Kasse auch eine bessere Verhandlungsposition gegenüber der Gesundheitswirtschaft, den Ärzten und der Pharmaindustrie zu haben.

    DAK als auch BKK Gesundheit hatten in der Vergangenheit einen Mitgliederschwund zu verzeichnen: So kündigten beispielsweise bei der DAK 2010 rund eine halbe Millionen Mitglieder ihre Verträge. Ein Grund: der Zusatzbeitrag von acht Euro. Auch die BKK Gesundheit hatte einen Zusatzbeitrag erhoben.

    Nun ist die Überraschung umso größer als der Vorstandschef der neuen DAK Gesundheit, Herbert Rebscher erklärt:

    "Der Zusatzbeitrag ab 1.4. ist weg. Und damit sind wir ein starker Mitbewerber am Markt. Auch für die Menschen, die nur auf den Preis und nicht auf die Qualität achten."

    Der Zusatzbeitrag wird abgeschafft: eine plötzliche Kehrtwende. Zum einen ergebe die Fusion Synergieeffekte: Vertragsmanagement und Versorgungsangebote können gebündelt, die IT vereinheitlicht werden. Da werden bis 2015 50 Millionen Euro gespart, heißt es seitens der DAK Gesundheit. Zum anderen sei die finanzielle Lage der Krankenkassen letztendlich doch besser als geplant: Allein die DAK erzielte 2011 einen Überschuss von rund 300 Millionen Euro.

    Das Schrumpfen der Mitgliederzahlen sei ein Grund für die Fusion gewesen. Herbert Rebscher:

    "Das ist ein, sagen wir mal, Beschleuniger dieser Idee gewesen. Das Geschäftsmodell selber, das sich entwickelt hat, steht schon länger. Es ist nur immer so im Leben: Es braucht eben auch einen gewissen Problemdruck bei vielen Partnern, um eine Geschäftsidee, überhaupt die Partner zu haben. Dass dieses Geschäftsmodell der Zukunft das Richtige ist, hatten wir in der DAK schon lange entwickelt."
    DAK-Chef Rebscher betonte, man sei zukünftig offen für weitere Zusammenschlüsse mit anderen Kassen.