Donnerstag, 25. April 2024

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"Die Passauer Bevölkerung erträgt diese Situation sehr, sehr tapfer"

In Passau gehen langsam die Wasserstände zurück. Nun hofft der Oberbürgermeister von Passau, Jürgen Dupper, dass sich die Situation weiter entspannt. Von der Bundeskanzlerin, die am Dienstag die Stadt besuchen will, wünscht sich der SPD-Politiker schnelle, unbürokratische Hilfe.

Jürgen Dupper im Gespräch mit Christiane Kaess | 04.06.2013
    Christiane Kaess: Entwarnung in vielen Orten, was das Hochwasser betrifft, aber immer noch teilweise dramatische Zustände. In Bayern war am schlimmsten die Stadt Passau betroffen und am Telefon ist jetzt der Oberbürgermeister Jürgen Dupper von der SPD. Guten Morgen!

    Jürgen Dupper: Guten Morgen, Frau Kaess.

    Kaess: Es heißt, die Pegelstände gehen zurück. Haben Sie Hoffnung, dass die Situation sich entspannt?

    Dupper: Ja wir haben jetzt drei dramatische Tage und Nächte erlebt mit steigendem Pegel an Donau und Inn, mit allen möglichen schrecklichen Ereignissen. Seit heute Morgen ist der Inn am Rückzug und wir hoffen, dass dies diese Situation entspannen wird.

    Kaess: Wie steht es um die Trinkwasserversorgung?

    Dupper: Die Trinkwasserversorgung wurde eingestellt. Die Trinkwasserförderung war aufgrund des Hochwassers nicht mehr möglich. Wir behelfen uns jetzt mit großer Improvisationskunst und mit Unterstützung von Brauereien bis hin zur Bundespolizei, mit mobilen Tankanlagen, um dezentral die Trinkwasserversorgung im ersten Schritt sicherzustellen.

    Kaess: Was bedeutet das im Moment für die Bevölkerung, für die Einwohner von Passau?

    Dupper: Eine ungeheuere Belastung, ein wirklicher ultimativer Test auch an Mut und Überlebenswillen. Aber die Passauer Bevölkerung erträgt diese Situation sehr, sehr tapfer.

    Kaess: Nun ist es so, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel gemeinsam mit Ministerpräsident Horst Seehofer heute die Stadt besuchen will und sich ein Bild von der dramatischen Lage machen möchte. Was versprechen Sie sich von diesem Besuch?

    Dupper: Ja ich hoffe, dass dieser Besuch nicht nur eine Solidaritätsbekundung ist, sondern auch ein klares Signal dafür, dass wir jetzt dann nach dem Hochwasser mit schneller unbürokratischer und umfassender Hilfe rechnen dürfen.

    Kaess: Welche Forderungen oder Wünsche hätten Sie da konkret?

    Dupper: Es gibt unendlich hohe Schäden, ohne dass wir die derzeit beziffern könnten, aber Hausbesitzer, Mieter oder Geschäftstreibende stehen natürlich zum Teil vor dem Ruin und da muss entscheidend und durchgreifend geholfen werden.

    Kaess: Haben Sie so ein Hochwasser schon mal erlebt?

    Dupper: Nein. Dieses Hochwasser ist nach allem, was wir bisher sagen können, das größte der letzten 500 Jahre.

    Kaess: Nun ist viel im Hochwasserschutz getan worden, wird diese Tage auch immer wieder betont. Was ist versäumt worden?

    Dupper: Es ist jetzt für die Stadt Passau alles getan worden, was möglich ist, auch von den baulichen Voraussetzungen her. Wir sind natürlich froh um jede Maßnahme im Oberlauf der Flüsse, dass die Flüsse wieder ausufern können, damit das Wasser dann auf uns als Unterlieger nicht so schnell und nicht so stark kommt.

    Kaess: Aber wenn Sie sagen, es ist alles getan worden, was man tun kann, heißt das, auch in Zukunft kann sich Passau vor so einem Hochwasser nicht schützen?

    Dupper: Zumindest baulicherseits wird es sehr, sehr schwierig sein. Wir werden an der einen oder anderen Stelle mit Sicherheit die Konsequenzen ziehen müssen, aber im Großen und Ganzen sind wir darauf angewiesen, was im Oberlauf passiert.

    Kaess: Jürgen Dupper mit Eindrücken aus der Stadt Passau. Er ist der Oberbürgermeister und gehört der SPD an. Danke für diese Eindrücke heute Morgen, Herr Dupper.

    Dupper: Ich danke auch, alles Gute.


    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.