Donnerstag, 25. April 2024

Archiv

Die Präzession lässt den Himmelspol wandern
Erdkreisel in Superzeitlupe

Am Ende der Deichsel des Kleinen Wagens leuchtet der Polarstern – er steht immer genau im Norden. Diese Aussage stimmt ganz gut für unsere Lebzeiten und einige Jahrhunderte mehr – im Laufe der Jahrtausende aber rückt der Polarstern immer mehr von der Nordrichtung ab.

Von Dirk Lorenzen | 29.09.2016
    Kein Zweifel: Unsere Erde ist eine Kugel im Weltraum
    Die Achse der Erde verändert ihre Ausrichtung mit einer Periode von etwa 26.000 Jahren (NASA)
    Das liegt daran, dass unsere Erde ein Kreisel ist, der etwas eiert. Seit ihrer Entstehung vor viereinhalb Milliarden Jahren hat sie den Urschwung des damals einfallenden Materials mitgenommen und rotiert. Die Rotationsache der Erde steht fest im Raum. Tagein, tagaus, jahrein, jahraus zeigt sie auf denselben Punkt am Firmament: den himmlischen Nordpol und damit auf den Polarstern, der nur knapp neben dem Himmelspol leuchtet.
    Allerdings ist die Erde keine perfekte Kugel, sondern etwas abgeplattet. Am Äquator ist unser Planet etwas dicker als an den Polen. Der Mond, die übrigen Planeten und die Sonne ziehen nun an diesem Äquatorwulst und versuchen so, die schief stehende Erdachse aufzurichten. Dies gelingt zwar nicht, aber dadurch beschreibt die Achse einen großen Kreis am Himmel – dies geschieht in Superzeitlupe.
    Der Kleine Wagen steht immer am Nordhimmel
    Der Polarstern im Kleinen Bären ist nur vorübergehend der Wegweiser der Nordrichtung (Stellarium)
    Die Erdachse braucht fast 26.000 Jahre, um einen Kreis zu vollenden. Derzeit zeigt die Achse unseres Planeten fast genau zum Polarstern. Bis zum Jahr 2109 rückt der Himmelspol sogar noch näher an ihn heran. Danach entfernt er sich von ihm. Etwa um das Jahr 13.000 ist Wega in der Leier ein bedeutenderer Leitstern am Himmel. Und in knapp 26.000 Jahren ist wieder alles beim Alten: Dann macht der Polarstern seinem Namen wieder alle Ehre.