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Die Quittung der Märkte

Zwei Tage nach Schließung der Wahllokale ist noch völlig unklar, wie es politisch in Italien weitergeht. Diese Ungewissheit kommt an den Finanzmärkten nicht gut an. Das hat Italien bei der Ausgabe neuer Staatsanleihen zu spüren bekommen.

Von Brigitte Scholtes | 27.02.2013
    Die Finanzmärkte zeigen Italien, dass sie mit dem Wahlausgang und den instabilen politischen Verhältnissen nicht zufrieden sind. Das Land hat heute Anleihen über fünf und zehn Jahre Laufzeit begeben im Wert von 6,5 Milliarden Euro. Doch für zehnjährige Papiere musste Italien 4,83 Prozent an Zinsen anbieten, das war der höchste Wert seit Oktober 2012 – und mehr als im Januar, als die Investoren noch mit 4,17 Prozent zufrieden gewesen waren. Für fünfjährige Anleihen waren 3,59 Prozent statt zuvor 2,94 Prozent fällig. Es hätte schlimmer kommen können, meint Stefan Mütze, Volkswirt der Helaba, der Landesbank Hessen-Thüringen.

    "Die Zinsen sind sicherlich gestiegen, aber die Anleihen sind verkauft worden, d.h. Italien kann sich finanzieren und muss - zumindest aktuell – keinen Rückgriff auf die Europäische Zentralbank machen. Insofern ist das eine sehr positive Entwicklung."

    Der erste Schreck scheint vorbei, der DAX hielt sich stabil, und auch der italienische Leitindex notierte etwas fester als gestern. Doch die Unsicherheit bleibt groß, ob denn eine neue Regierung, wie auch immer sie aussieht, den Reformkurs fortsetzen kann. Stefan Mütze:

    "Auf der anderen Seite wird natürlich der Druck der Kapitalmärkte vorhanden sein. Und jede Regierung wird gezwungen sein, hierauf zu reagieren. Und das ist auch positiv so. Insofern denke ich mal, dass die Sparpolitik prinzipiell weiter gehen wird in Italien."

    Dieser Druck wurde weiter erhöht von der Rating-Agentur Moody’s. Der Wahlausgang wirke sich negativ auf die Kreditwürdigkeit aus, meint die Agentur, weil Neuwahlen und deshalb eine noch längere Phase politischer Instabilität zu befürchten seien. Deshalb drohte Moody’s Italien mit einer Herabstufung seines Ratings, das seit Juli bei "Baa2" steht. Sollte es so kommen, dann würde sich die Kreditaufnahme für Italien noch weiter verteuern. Vielleicht muss der wirtschaftliche Druck noch weiter wachsen, meint auch Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank, damit die Reformbereitschaft steigt:

    "Italien war immer im Graubereich zwischen Wachstum und Nicht-Wachstum. Italien hat nur eine sehr hohe offene gegenwärtige Verschuldung. Die muss zurückgeführt werden und in jedem Fall tragfähig gemacht werden, d.h. das Bruttoinlandsprodukt muss groß genug sein, um diese Schuldenlasten auch tatsächlich tragen zu können."

    Immerhin hat sich die Stimmung in den italienischen Unternehmen etwas verbessert. Der Geschäftsklima-Index stieg leicht. Dessen Daten wurden jedoch vor der Parlamentswahl in Italien erhoben.