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"Die Straßen bleiben weiterhin glatt"

Der Winter hat Deutschland erobert: Zahlreiche Autofahrer hingen und hängen fest, die Räumdienste sind im Dauereinsatz. Dorothea Petzold, Meteorologin vom Deutschen Wetterdienst, kann noch keine Entwarnung geben. Vor allen Dingen am Sonntag werde noch einmal neuer Schnee kommen.

Dorothea Petzold im Gespräch mit Friedbert Meurer | 17.12.2010
    Friedbert Meurer: Wir haben uns in Deutschland schon daran gewöhnt: überall liegt Schnee. Gestern Nacht und gestern den ganzen Tag über hat es noch einmal ordentlich geschneit, in Berlin zehn Zentimeter, in den Mittelgebirgen 20 Zentimeter. Die Räumdienste sind auf Hochtouren im Einsatz. Aber in der Nacht sind Autobahnen gesperrt worden in Nordrhein-Westfalen, kilometerlange Staus, viele Autofahrer hängen fest, die Polizei rät dringend, das Auto zu Hause stehen zu lassen. In Bayern hat es drei Tote gegeben. In Offenbach beim Deutschen Wetterdienst begrüße ich die Meteorologin Dorothea Petzold. Guten Morgen, Frau Petzold.

    Dorothea Petzold: Hallo! Guten Morgen!

    Meurer: Wie sieht es denn heute Morgen in Deutschland aus in Sachen Schnee?

    Petzold: Weiß sieht es aus, weiß. Wir haben eine Winterlandschaft, das ist klar. Das wissen wir ja jetzt aber eigentlich schon längst. Es ist so, dass vor allem noch in Bayern, also in Süddeutschland, und auch im Südosten, in Sachsen und Thüringen, es noch weiter schneit. Die Schneefront, die von Nordwesten über die großen Teile Deutschlands bereits hinweggezogen ist, die hängt da noch so ein bisschen nach, aber das wird im Tagesverlauf dann weniger. Dann gibt es erst mal eine Entspannung, zumindest was das betrifft, was von oben kommt, denn die Straßen bleiben weiterhin glatt. Die Temperaturen sind ja deutlich im Minusbereich.

    Meurer: Das heißt, die Verkehrsprobleme verlagern sich jetzt eher in den Süden Deutschlands?

    Petzold: Richtig. Und dann müssen wir mal sehen, was heute noch so an Schneeschauern runterkommt. Ein bisschen was wird es sicherlich noch sein, aber nicht mehr diese Mengen, die jetzt die Schneefront gebracht hat. Von daher gibt es dann erst mal eine Entspannung.

    Meurer: Wird die Entspannung auch darin bestehen, dass es wärmer wird, der Schnee wieder verschwindet?

    Petzold: Noch nicht, nein. Es bleibt auch in den nächsten Tagen noch kalt und vor allen Dingen am Sonntag wird noch mal neuer Schnee kommen. Also: Der Winter ist da! Der ist richtig in vollen Zügen und diejenigen, die geglaubt haben, bei uns gäbe es keine richtigen Winter mehr, die werden jetzt eines besseren belehrt.

    Meurer: Bis Sonntag wagen Sie eine Prognose, Frau Petzold. Auch eine bis Heiligabend, bis heute in einer Woche?

    Petzold: Das ist für viele natürlich vor der Haustür, für die, die jetzt schon Einkäufe machen müssen und so, Plätzchen backen oder was auch immer, aber für uns ist es tatsächlich noch lange hin, jedenfalls was die Berechnung anbelangt, weil die Computer-Berechnungen sind, wenn sie über einen Zeitraum von drei, vier, fünf Tagen hinausgehen, noch relativ ungenau. Deswegen ist das eigentlich noch gar nicht sicher. Es sieht derzeit so aus, als wenn die Temperaturen ein bisschen in die Höhe gehen. Es kann sein, dass der Schnee dann zumindest wieder weniger wird, aber das ist noch nicht so ganz sicher.

    Meurer: In Bayern mag man an den Schnee gewöhnt sein, in anderen Teilen Deutschlands nicht unbedingt. Wie ungewöhnlich ist diese Wetterlage im Dezember?

    Petzold: Der Schnee kam schon recht früh so massiv. Das muss man wohl sagen. Besonders betroffen sind im Moment die Bundesländer Sachsen und Thüringen. Da wurden tatsächlich jetzt schon Rekorde gemessen für den Dezember zumindest. Da liegt im Moment so viel Schnee, wie bisher noch nicht gemessen wurde, also seit Beginn der Aufzeichnung. Beispielsweise liegen jetzt in Gera 55 Zentimeter, und das ist schon ganz beachtlich. Insofern müssen wir mal sehen, was die Statistiken dann letztendlich bringen, wenn man mal die Auswertung richtig im Detail durchführt.

    Meurer: Dorothea Petzold vom Deutschen Wetterdienst in Offenbach. Danke, Frau Petzold, auf Wiederhören!

    Petzold: Gerne! Auf Wiederhören.