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Die Umweltbilanz von Weizenvollkornbrot
Auf den Dünger kommt es an

Wer sich umweltbewusst und nachhaltig ernähren will, der kauft zum Beispiel Fleisch aus der Region oder isst generell weniger oder gar kein Fleisch. Aber wie sieht eigentlich die Umweltbilanz von anderen Lebensmitteln aus, etwa von Brot? Britische Forscher sind dem nachgegangen und kamen zu einem überraschenden Ergebnis.

Von Jochen Steiner | 28.02.2017
    Eine ausgewogene Ernährung ist wichtig, um gut durch den Arbeitstag zu kommen.
    Brot gehört zu den Grundnahrungsmitteln. Aber wie steht es mit der Umweltbilanz? (picture alliance/ dpa/ Ole Spata)
    Mittlerweile haben Wissenschaftler die Umweltbilanz von so ziemlich allem berechnet: von Flugreisen, von Elektroautos, von Mobiltelefonen oder von Steaks. Britische Forscher fügen dieser Liste nun ein weiteres Produkte hinzu: Sie haben die Ökobilanz von Brot ausgewertet. Warum ausgerechnet von Brot?
    "Wir wollten ein Produkt auswählen, mit dem jeder etwas anfangen kann. Da war Brot naheliegend. In Europa ist es weit verbreitet und wird täglich gegessen. Es ist aber auch ein Produkt, bei dem sich die Wenigsten fragen, welche Umweltbelastungen es mit sich bringt. Also eignet es sich gut dafür, die Verbraucher nachdenklich darüber zu machen, welche Auswirkungen unsere Lebensmittel auf die Umwelt haben."
    Liam Goucher und seine Kollegen von der Universität von Sheffield wollten vor allem auf ein Problem aufmerksam machen:
    "Weltweit setzen wir pro Jahr über 100 Millionen Tonnen Stickstoff-Dünger ein. Wir haben in der Landwirtschaft also eine große Abhängigkeit von einem einzigen Ausgangsstoff."
    Komplette Herstellungs- und Lieferkette untersucht
    Liam Goucher und sein Team arbeiteten mit einer der größten britischen Bäckereien und mit einem Agrardienstleister zusammen, um Daten aus erster Hand zu bekommen. Es ging dabei um die Ökobilanz eines 800 Gramm schweren Weizenbrots, das Verbraucher in Großbritannien im Supermarkt kaufen können.
    "Was unsere Studie ein bisschen von den vorangegangenen unterscheidet, ist, dass wir die komplette Herstellungs-, Verarbeitungs- und Lieferkette abgeschritten sind: Wir haben mit einem echten Bauernhof zusammengearbeitet und Daten über den Düngereinsatz erhalten. Weitere Daten kamen von einer Mühle und von der Bäckerei, also zum Beispiel wie viel Energie zum Backen verwendet wurde, aber auch die Art der Verpackung und der Transport zum örtlichen Supermarkt."
    Mithilfe der sogenannten Lebenszyklusanalyse berechneten die Forscher die Ökobilanz für einen Laib Weizenbrot. Demnach macht allein der Anbau des Getreides über 65 Prozent der Umweltbelastung aus. Studien, die mit Sekundärdaten gearbeitet haben, kommen zu ähnlichen Ergebnissen. Dies hat Liam Goucher auch nicht überrascht.
    600 Gramm Kohlendioxid für ein Brot
    "Was uns aber überrascht hat, war die Tatsache, dass der Einsatz von Stickstoff-Dünger über 40 Prozent des klimaschädigenden Potenzials des Brotlaibs ausmacht. Wir hatten zwar erwartet, dass der Dünger eine große Umweltbelastung ist. Aber nicht, dass sie so groß sein würde."
    Das Düngen beschleunigt den Klimawandel, weil Mikroorganismen im Boden den Stickstoff in Lachgas umwandeln, das zum Treibhauseffekt beiträgt. Auch bei der Herstellung des Düngemittels fallen klimaschädigende Gase an. Insgesamt werden pro Laib Brot umgerechnet knapp 600 Gramm Kohlendioxid freigesetzt. Das macht für diese eine Brotsorte in Großbritannien jährlich immerhin 2,5 Millionen Tonnen Treibhausgase.
    Liam Goucher möchte nicht, dass die Verbraucher in Zukunft aus Umweltschutzgründen auf ihr Brot verzichten. Er liefere mit seiner Studie lediglich transparente Daten, die es den Konsumenten erlaubten, nachzuvollziehen, wie groß die Ökobilanz einzelner Lebensmittel ist. Und er regt an, darüber nachzudenken, wie oft und in welchen Mengen Stickstoff-Dünger eingesetzt werden sollte. Eine gezieltere Düngung wäre seiner Meinung nach ein großer Schritt hin zu einer nachhaltigeren Landwirtschaft.