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Die verpasste Entdeckung
Galileo Galilei übersieht Neptun

Heute überholt die Erde den äußersten Planeten Neptun auf der Innenbahn. Sonne, Erde und Neptun stehen genau auf einer Linie. Weil der Gasriese jetzt am Firmament der Sonne genau gegenüber steht, spricht man von der Opposition.

Von Dirk Lorenzen | 10.09.2019
Neptun kommt der Erde in diesen Tagen so nah wie sonst nie. Allerdings ist Nähe bei einem Abstand von mehr als vier Milliarden Kilometern relativ. Das Licht braucht etwas mehr als vier Stunden, um von Neptun zu uns zu gelangen.
Der Berliner Astronom Johann Gottfried Galle war 1846 der erste, der Neptun bewusst beobachtet hat. Der französische Mathematiker Urbain Leverrier hatte die Position des vermuteten Planeten berechnet und Galle informiert.
Tatsächlich aber haben Astronomen schon Jahrhunderte vorher Neptun im Teleskop gesehen, allerdings nicht seine Planetennatur erkannt. Der prominenteste Neptun-Verpasser ist Galileo Galilei.
Im Januar 1613 zog der Planet Jupiter zweimal sehr dicht an Neptun vorbei. Einmal kam es sogar zu einer Bedeckung Neptuns durch Jupiter – ein bei Planeten äußerst seltenes Ereignis.
Galilei hatte intensiv den Lauf der Jupitermonde verfolgt. Dabei hat er auch Neptun in seine Zeichnungen eingetragen. Aber mit seinem Teleskop war dessen Planetennatur nicht zu erkennen.
Jérôme Lalande und John Herschel haben ihn später ebenfalls irrtümlich für einen Stern gehalten. Neptun, der beinahe von Galilei entdeckte Planet, steht in diesen Nächten im Sternbild Wassermann. Er ist allerdings nur in einem Fernglas zu sehen.