Freitag, 29. März 2024

Archiv


Die Wiedergutmacher: Klimaagenturen

Klimaschutzagenturen bieten an, den Kohlendioxidausstoß, den man mit Flügen oder Autofahrten verursacht, zu neutralisieren. Der Markt der Anbieter wächst ständig. Es gibt sowohl kommerzielle als auch gemeinnützige Organisationen. Spendengeld wird unter anderem in Aufforstungsprojekte investiert, berichtet Susanne Kuhlmann, so wie bei diesem Beispiel aus Argentinien.

Von Susanne Kuhlmann | 29.11.2007
    "Genau dort am Andenrand, also in einem Streifen von ungefähr 100 Kilometern, gibt es sehr gute Böden. Diese Gegend war vor 150 Jahren ein phänomenaler, paradiesischer Wald. Die europäischen Siedler, die dort Viehzucht betrieben haben, haben den gesamten Wald abgeschlachtet, und es ist jetzt Wüste und Halbwüste geworden. Dort pflanzen wir wieder auf mit einem Partner, der getragen wird von den Andenprovinzen der Republik Argentinien. "

    Karl-Peter Hasenkamp ist Vorsitzender von Prima Klima, einer gemeinnützigen Agentur, die CO2-Aufschläge seit 16 Jahren in Aufforstungsprojekte investiert. Prima Klima hat auch Kooperationspartner in Deutschland, Landwirtschaftskammern zum Beispiel oder Stiftungen, wie "Wald in Sachsen".

    "Wir, die wir ab und zu die Möglichkeit haben bei Privaten, aber auch bei Firmen Gelder zu akquirieren, die uns gegeben werden wegen Kohlenstoffeinbindung, transferieren dieses Geld dann zur Stiftung. Und diese Stiftung sucht Flächen in Sachsen. Mittlerweile haben wir dort vier Quadratkilometer umgesetzt. "

    Andere gemeinnützige Klimaagenturen wie Atmosfair aus Deutschland oder My Climate aus der Schweiz investieren in technische Projekte in Entwicklungsländern. Sie finanzieren zum Beispiel den Aufbau von Solarküchen in Indien, Windanlagen auf Madagaskar oder Biogasanlagen in Thailand.

    Kommerzielle Klimaagenturen wie Climate friendly aus Australien und TricoronaGreen aus Schweden kompensieren Umweltbelastungen durch Flüge zum Beispiel mit der finanziellen Unterstützung von Windparks in Australien und China.

    Inzwischen bieten auch verschiedene Firmen ihre Dienstleistungen gegen einen Aufpreis als klimaneutrale Variante an. Lufthansa zum Beispiel, aber auch die Deutsche Post World Net. Wer ein Päckchen über das Internet frankiert, kann daraus ein klimaneutrales Päckchen machen. Nicole Mommsen, Pressesprecherin der Deutschen Post World Net:

    "Dann kann ich die Option "gogreen" wählen, also die klimaneutrale Version, dass die Emissionen, die mein Paket ausstößt, auf dem Weg zum Beispiel von Köln nach Frankfurt, ausgeglichen werden. Für dieses spezielle Beispiel würden sich weniger als 650 Gramm CO2 ergeben, die mich aber mit dem Auto nicht mal um die Ecke bringen. Das heißt, es ist eine relativ geringe Menge, trotzdem muss sie ausgeglichen werden und deshalb bieten wir das an, und das geht über die Internetoption "gogreen". "

    Für ein über das Internet frankiertes gogreen-Päckchen bezahlt der Kunde einen Klimaschutzaufpreis von zehn Cent. In den Filialen der Post bekommt man aber auch fix und fertig frankierte klimaneutrale Pluspäckchen.

    Autofahren, Fliegen, Wiedergutmachen - ist das tatsächlich mehr als Gewissensberuhigung und Ablasshandel? Unbedingt, meint John Hay, Sprecher des UN-Klimasekretariats in Bonn, das im Internet eine Liste aller Kompensationsprojekte führt, die den im Kyoto-Protokoll festgelegten Kriterien entsprechen.

    "Prinzipiell ist das eine sehr gute Sache, denn der Umwelt und dem Klima ist es egal, wo Emissionsreduktionen stattfinden, ob das zu Hause stattfindet oder eben im Ausland. "

    Und deshalb kompensiert John Hay alle seine privaten Flugreisen:

    "Ich bin neulich nach Spanien geflogen mit meiner Familie. Wir waren zu dritt, sind einmal hin und her geflogen. Das Ganze hat 60 Euro gekostet. Das war eine Initiative, Atmosfair, bei der ich persönlich das meiste Vertrauen habe. "