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Die Zukunftsvision von Facebook

Der Facebook-Gründer Mark Zuckerberg präsentiert in mehreren amerikanischen Städten seine Pläne für den Börsengang. Vor allem potenzielle Investoren muss er davon überzeugen, dass die Umsätze auch in Zukunft steigen werden. Dafür entwarf er in New York eine Zukunftsvision von Facebook.

Von Brigitte Scholtes | 08.05.2012
    Großes Gedränge vor dem Sheraton-Hotel in New York gestern: Mark Zuckerberg, der 27-jährige Gründer und Chef von Facebook, war persönlich zum Auftakt der Roadshow nach New York gekommen. Wie üblich eben in Kapuzenpulli und Bluejeans. Normalerweise ist eine Roadshow eine eher langweilige, nüchterne Angelegenheit. Aber bei Facebook ist selbst der Auftakt der Präsentationen zum bevorstehenden Börsengang ein Ereignis: Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen warteten die etwa 600 Investoren im großen Saal des Hotels eine Stunde auf ihn.

    Mark Zuckerberg wurde begleitet von seinem Finanzchef David Ebersman und Sheryl Sandberg, die als Chief Operating Officer für das Tagesgeschäft zuständig ist. Doch was die Investoren trotz der langen Wartezeit dann bei Salat mit Hähnchenbrust zu hören und sehen bekamen, war zunächst einmal der halbstündige Werbefilm, den Facebook schon am Wochenende veröffentlicht hatte.

    Finanzvorstand David Ebersman, der das Video einleitet, war dann offenbar für die Detailfragen bei dem Auftakt der Roadshow zuständig, die das Management in den nächsten Tagen quer durch die USA führen wird. Ein wenig verärgerte es offenbar einige Investoren, dass sie solange warten und dann noch das Video sehen mussten. Das zumindest berichtete der amerikanische Fernsehsender CNBC. In dem Werbevideo präsentiert das Management das Geschäftsmodell des Unternehmens ausführlich, und Zuckerberg entwirft seine Zukunftsvision, in der Facebook so wichtig werde, dass die Produktwerbung nicht mehr ohne das soziale Netzwerk auskommen werde:

    "Wir treffen Entscheidungen bei Facebook, die nicht nur auf das nächste Jahr ausgerichtet sind, sondern auf eine Welt, in der jede Erfahrung mit Produkten mit anderen geteilt wird. Und das wird dann von Facebook unterstützt."

    Das reichte den potenziellen Investoren offenbar nicht, die sich Sorgen machen, dass die Umsätze nicht so stetig weiter steigen werden. Die Zeit für Fragen sei zu kurz gekommen. Immerhin will Zuckerberg bis zu zwölf Milliarden Dollar mit dem Börsengang einnehmen, von denen die Hälfte ihm und den frühen Teilhabern zufließen werden – falls die Anleger tatsächlich bereit sind, je Aktie 35 Dollar zu bezahlen – 28 Dollar sind als Untergrenze angesetzt.
    Die potenziellen Anleger wollten von Zuckerberg etwa Informationen über den jüngsten eine Milliarde Dollar teuren Zukauf des Bilderdienstes Instagram. Fünf Fragen konnten die potenziellen Großanleger stellen – darunter auch, die nach möglichen Plänen für China, dem größten Internetmarkt gemessen an den Nutzern. In China aber sind amerikanische Internetseiten wie Facebook, Youtube oder Twitter gesperrt. Facebook ist offenbar bereit, mit der chinesischen Regierung über mögliche Partnerschaften zu sprechen.

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