Donnerstag, 18. April 2024

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Dieter Reimers gestorben
Trauer um den Mann für die Quasare

Dieter Reimers war einer der großen beobachtenden Kosmologen in Deutschland. Der langjährige Direktor der Hamburger Sternwarte in Bergedorf leitete großflächige Himmelsdurchmusterungen, um Quasare zu erforschen, also die Kerne aktiver Galaxien. Jetzt ist er im Alter von 77 Jahren gestorben.

Von Dirk Lorenzen | 14.08.2021
Dieter Reimers (1943-2021)
Dieter Reimers (1943-2021) (Hamburger Sternwarte)
Heute gibt es viele Sky Surveys, wie solche Programme heißen. Doch der Hamburger Quasar- und der Hamburg-ESO-Survey setzten in den 1980er- und 90er-Jahren Maßstäbe. Mit den Daten, die in zahllosen Nächten am Observatorium Calar Alto in Spanien und auf der Europäischen Südsternwarte La Silla in Chile aufgenommen wurden, erfassten Dieter Reimers und sein Team die Nord- und Südhalbkugel des Himmels.
Für zahlreiche Quasare in mehr als zehn Milliarden Lichtjahren Entfernung erhielt Reimers Beobachtungszeit am Hubble-Weltraumteleskop, um Spektren im Ultraviolett-Bereich aufzunehmen. Das Licht der fernen Objekte durchleuchtet geradezu den Weltraum und verrät so viel über das Gas, das im Universum zwischen Sternen und Galaxien verteilt ist.
Typische Photoplatte mit Objektivprismenspektren (längliche Striche), wie sie die Hamburger Quasar-Surveys genutzt wurden
Typische Photoplatte mit Objektivprismenspektren (längliche Striche), wie sie die Hamburger Quasar-Surveys genutzt wurden (Beckmann)
Bei seinem Studium in Kiel beim großen Albrecht Unsöld hatte sich Dieter Reimers zunächst damit beschäftigt, wie Sterne altern und Materie in die Umgebung pusten. Die "Reimers-Formel" für den Massenverlust ist bis heute in Gebrauch.
Legendär sind sein fotografisches Gedächtnis für die Fachliteratur und sein aufmunterndes "Machen Sie mal", wenn ihm Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einen Vorschlag für das weitere Vorgehen unterbreiteten.
Seit 2009 war Dieter Reimers im Ruhestand. Jetzt ist er im Alter von 77 Jahren gestorben.