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Digital-Index der EU-Kommission
Wie digital ist dein Land?

Der digitale Binnenmarkt ist eine der Prioritäten der EU-Kommission - im aktuellen Digital-Index liegt Deutschland auf Platz elf. Was Internetverbindungen und digitale Kompetenzen angeht, sind die Deutschen gut aufgestellt. Das gilt auch für hiesige Unternehmen. Die deutschen Behörden drohen aber die digitale Entwicklung zu verschlafen.

Von Thomas Otto | 03.03.2017
    "Die Notwendigkeit zur Umsetzung eines europäischen Digitalmarktes liegt auf der Hand", so Andrus Ansip, Kommissions-Vizepräsident.
    "Die Notwendigkeit zur Umsetzung eines europäischen Digitalmarktes liegt auf der Hand", so Andrus Ansip, Kommissions-Vizepräsident. (picture alliance/dpa - Olivier Hoslet)
    Dänemark, Finnland, Schweden und die Niederlande führen den aktuellen Index der Digitalisierung in der EU an. Die Kommission hat für jedes Land fünf Bereiche analysiert: Wie gut sind Internetverbindungen? Welche digitalen Kompetenzen hat die Bevölkerung? Wie wird das Internet genutzt? Wo setzen Unternehmen auf Digitalisierung und welche digitalen Angebote macht der Staat?
    "Es ist toll, dass die besten EU-Länder auch weltweit an der Spitze stehen. Trotzdem muss die EU mehr tun, um im Digitalbereich besser abzuschneiden."
    Ausbau muss beschleunigt werden
    Fordert Andrus Ansip, EU-Kommissar für den digitalen Binnenmarkt. Schnelles Internet sei schon für viele Haushalte verfügbar. Um mit dem künftigen Bedarf mitzuhalten, müsse der Ausbau aber beschleunigt werden, fordert die Kommission in ihrem Bericht.
    Auch beim Einsatz digitaler Technologien in Unternehmen registriert die Kommission Fortschritte – wenn auch nur kleine. "Der Onlinehandel wächst nur langsam. Momentan handeln 17 Prozent der kleinen und mittleren Firmen online. Weniger als die Hälfte versenden auch ins Ausland. Diese Zahl sollte viel höher sein."
    Deutsche Unternehmen sind bei der Digitalisierung gut aufgestellt. Allerdings war der Umsatz aus dem digitalen Handel zuletzt rückläufig. Und das trotz eines vergleichsweise großen Anteils online gekaufter Produkte. Kritik äußert die Kommission vor allem an den Behörden: Digitale öffentliche Dienste, wie Behördengänge über das Internet, entwickelten sich nur langsam. Bei Open Data, also der öffentlichen Bereitstellung von Behörden-Informationen, gäbe es gar keine Entwicklung, kritisiert die Kommission. Insgesamt kommt Deutschland so im Ranking nur auf Platz Elf in der EU und liegt leicht über dem EU-Schnitt.
    Menschen ohne grundlegende digitale Kenntnisse
    Der digitale Binnenmarkt ist eine der Prioritäten der EU-Kommission. In Zukunft sollen Kunden zwischen Produkten aus der gesamten EU wählen können und über das Internet bestellen können. Nationale Grenzen sollen dabei keine Rolle mehr spielen.
    "Manche sagen, dass die Digitalisierung der Industrie ihnen die Jobs wegnehmen wird. Ich denke, Digitalisierung wird den Menschen helfen, von zu Hause oder auf Reisen im Urlaub zu arbeiten. Fortschritt hat immer mehr Jobs geschaffen, als er zerstört hat."
    Dafür braucht es aber auch entsprechende Fähigkeiten. Obwohl es in der EU mehr IT-Fachkräfte gibt, fehlt es an Kompetenzen flächendeckend. Fast die Hälfte aller Menschen in der EU haben dem Bericht zufolge keine grundlegenden digitalen Kenntnisse.
    Bald digital abgehängt: Griechenland, Bulgarien, Rumänien
    "Der Zug fährt schnell und es liegt bei uns, ob wir mitfahren oder nur winken. Ich will nicht sehen müssen, wie ein EU-Land nicht auf diesem Zug ist. Aber wenn sie nicht investieren und sich mit diesen Themen ernsthaft auseinandersetzen, dann – tut mir leid, dass ich das so sage – werden sie nur eine kleine Rolle spielen."
    So Digitalkommissar Ansip, der dabei den digital Abgehängten symbolisch zum Abschied zuwinkt. Im aktuellen Ranking der Kommission wären das Griechenland, Bulgarien und Rumänien.