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Digitale Bildung an Schulen
Mini-PCs, Tablets und Co. als Hilfsmittel im Unterricht

Deutschland braucht mehr digitale Bildung. Das war das Signal der Bundeskanzlerin auf dem 10. Nationalen IT-Gipfel in Saarbrücken. Aber wie soll "mehr digitale Bildung" konkret aussehen? Ein Beispiel dafür: der Mini-Computer Calliope. Der Mini-PC wird ab Januar exklusiv an saarländischen und Bremer Grundschulen zum Einsatz kommen.

Von Florian Mayer | 19.11.2016
    Letztes Jahr waren Lern-Apps das Thema auf der Bildungsmesser didacta.
    Mini-PCs, Tablets und Co. könnten als Hilfsmittel im Unterricht bald so normal werden wie heute Zirkel, Bücher oder Geodreiecke. (picture alliance / dpa / Julian Stratenschulte)
    Leander ist 9 Jahre alt. Der kleine blonde Junge mit Brille sitzt im Klassenzimmer vor einem Schul-PC. Routiniert greift er nach einem USB-Kabel:
    "Das hier abtrennen und hier unten reinstecken." In seiner linken Hand hält Leander einen Calliope. Eine dunkelgrüne, sechseckige Platine. Vollgestopft mit Bewegungssensoren und LED-Lämpchen.
    Leander steckt das andere Ende des USB-Kabels in seinen Calliope. Plötzlich blinkt ein Lämpchen: "Jetzt bekommt er Strom und dann geht das Lämpchen an". Leander verschiebt ein paar bunte Blöcke auf dem Bildschirm – den Programmcode. Am Ende schiebt er eine Datei per Mausklick in den Calliope-Speicher.
    Erfolgserlebnisse als Ziel
    Leander hält die Platine in beiden Händen und drückt auf zwei kleine Knöpfe am Rand:
    "Knopf A und B drücken wir, dann wird das Lämpchen blau und der zeigt jetzt den Text an". In großen Buchstaben steht da HERZLICH WILLKOMMEN. Dahinter folgt ein Smiley. Leander blickt stolz auf die sechseckige Platine.
    Um diese Erfolgserlebnisse geht es, sagt Leanders Lehrer Frank Spang. Er hat seinen Schülern erst einen kleinen Crash-Kurs rund um den Mini-PC gegeben. Wie funktioniert die Technik? Wo speichere ich mein Programm ab? Wie schließe ich Calliope an die Schul-Rechner an? Danach seien der Kreativität keine Grenzen gesetzt, sagt Spang:
    "Ich muss im Kleinen damit vertraut sein, um dann selbst als Schüler aus mir heraus einen sinnvollen Einsatz zu finden, sodass ich auch in sich drin motiviert bin zu sagen: Hey, ich habe das Know-How. Ich mache damit jetzt zum Beispiel ein Quiz im Sachunterricht. Oder, wenns dann später weitergeht: ich bleibe weiter in einer solchen AG und steuere einen Roboter oder ein Auto oder sowas halt."
    Offen für neue digitale Medien
    Technikbegeistert. So beschreibt Frank Spang sich selbst. Trotzdem war die Arbeit mit dem Mini-PC im Unterricht eine Herausforderung:
    "Für uns war es ja riesen Neuland. Also wir waren ja noch auf Hoher See sozusagen, als wir gestartet sind. Wir hatten aber, also der Schulleiter Herr Schulgen gemeinsam mit mir, irgendwie Lust auf das Projekt und dann haben wir uns einfach auf den Weg gemacht. Also, es war ganz unbedarft und vielleicht deshalb auch so Ergebnis, aber auch so schnell erfolgreich."
    Offen den neuen digitalen Medien gegenübertreten. Das sei für Lehrer heute besonders wichtig, sagt der Grundschullehrer. Dann könnten Mini-PCs, Tablets und Co. als Hilfsmittel im Unterricht bald so normal werden wie heute Zirkel, Bücher oder Geodreiecke.
    Ab Februar 2017 sollen alle saarländischen Grundschulen Calliope-Mini-PCs bekommen. Ohne Geld auf den Tisch legen zu müssen. Bezahlt hat das Projekt das Bundeswirtschaftsministerium. Mit Blick auf die leeren Kassen im Saarland ein Grund zu ganz besonderer Freude beim saarländischen Bildungsminister Ulrich Commercon. Und in seinem Ministerium stapeln sich die Anfragen:
    "Es gibt schon sehr, sehr viele Anfragen von Schulen, die fragen: Was passiert denn da? Was kommt auf uns zu? Wohin müssen wir uns denn wenden?"
    Lehrer müssen sich weiterbilden
    Lehrer, die mit Calliope arbeiten wollen, müssen eine pädagogische Fortbildung absolvieren: OTon "Die Lehrer müssen jetzt vorbereitet werden. Und genau im dem Zug, in dem wir dann auch die Mini-Computer den Schulen zur Verfügung stellen werden, sind auch die Fortbildungsveranstaltungen an unserem Lehrerfortbildungsinstitut verfügbar."
    Damit kommt Commercon DER zentralen Forderung der Bundesbildungsministerin, Johanna Wanka, die da lautet nach: Mehr digitale Ausstattung an deutschen Schulen! Aber nicht ohne ein passendes pädagogisches Konzept.
    Auch wenn manches Schulbuch in der Anschaffung teurer ist als ein Calliope - der ungefähr 15 Euro kostet - wird das digitale Unterrichtsmaterial das analoge wohl so schnell nicht verdrängen. Aber Schülern wie Leander gefällt es, nicht allein aus Büchern zu lernen, wie ein Computer eigentlich arbeitet. Es geht nämlich nicht um einen vollständig digitalisierten Unterricht. Bücher, Hefte, Stifte, Scheren, Kleber, Tafeln und Kreide kommen auch im Digital-Zeitalter immer noch zum Einsatz. Die Schüler sollen neben Mathe, Deutsch und Sachkunde aber eben auch lernen, wie unsere moderne Technik funktioniert. Leander findet diese Mischung toll:
    "Mir macht das sehr viel Spaß. Jetzt weiß ich nämlich wie das funktioniert."