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Digitale Kunststückchen für Android
Google baut App-Angebote mit künstlicher Intelligenz aus

Das Mail-Programm schreibt Sätze fertig, eine intelligente Handy-App erledigt Telefonate: Android-Nutzer sollen auf ihrem Smartphone zukünftig von künstlicher Intelligenz profitieren. Zudem will Google – per App – dafür sorgen, dass die Nutzer das Handy auch mal zur Seite legen.

Von Achim Killer | 12.05.2018
    Google setzt bei verschiedenen Apps auf künstliche Interlligenz. Auf der Entwicklerkonferenz am 8. Mai 2018 in Mountain View in Kalifornien kündigte CEO Sundar Pichai neue Feature für das Smartphone an.
    Google setzt bei verschiedenen Apps auf künstliche Interlligenz. Auf der Entwicklerkonferenz am 8. Mai 2018 in Mountain View in Kalifornien kündigte CEO Sundar Pichai neue Feature für das Smartphone an. (imago/Kyodo News)
    Keine großen technologischen Würfe sind es, die der Google-Chef Sundar Pichai bei seiner Eröffnungsrede auf dem Smartphone vorführt, eher digitale Kunststückchen, möglich gemacht durch künstliche Intelligenz.
    "Wenn Sie vielleicht ein ganz besonderes Erinnerungsfoto haben, eines in schwarz-weiß, eventuell von Ihrer Mutter zusammen mit der Großmutter, dann können wir das nachträglich kolorieren und so die Erinnerung intensivieren."
    Die Nutzer der Google-Foto-App bekommen dieses Feature in den nächsten Monaten per Update. Und seine Mail-Kunden glaubt der Konzern, mittlerweile so gut zu kennen, dass er weiß, was sie schreiben wollen.
    "Mit gmail entwickeln wir eines unserer wichtigsten Produkte mit künstlicher Intelligenz weiter. Wir nennen das neue Feature intelligentes Verfassen. Durch maschinelles Lernen können wir angefangene Sätze für Sie zu Ende formulieren. Sie müssen nur auf 'Tab' und auf 'vervollständigen' tippen."
    "Supercomputer" im Rechenzentrum
    Außerdem ist die intelligente Handy-App Assistant künftig nicht mehr ausschließlich auf das Internet angewiesen, sondern kann auch – beispielsweise einen Friseur-Termin - telefonisch vereinbaren. Und damit es für den Friseur nicht gar so unheimlich wird, wenn ein Stück Software bei ihm anruft, hat der Assistant gelernt, an den richtigen Stellen "hmhm" zu sagen – und ganz menschlich: "äh". So viel künstliche Intelligenz für den Anwender braucht Leistung im Rechenzentrum, worüber Google allerdings meist kaum etwas sagt und höchstens am Rand von Konferenzen einige wenige Details preisgibt.
    "Hier geht es um Supercomputer für das maschinelle Lernen. Supercomputer, die mit unseren selbst entwickelten Chips arbeiten. Wir haben jetzt den Sprung auf über 100 PetaFlOPS geschafft. Das liegt an völlig neuen Chips und an einem stärker ausbaufähigen System."
    Beginnt Zak Stone seinen Vortrag. Die dritte Generation von Googles KI-Chips, TPU, Tensor Processing Units, vervielfacht deren Leistung. Ein paar Dutzend davon kombiniert der Konzern zu gewaltigen neuronalen Netzen. Und die bringen es dann jeweils auf eine Leistung mehr als 100 PetaFlOPS, 100 Billiarden Gleitkomma-Berechnungen pro Sekunde. Für Spezialanwendungen mehr als der stärkste Supercomputer der Welt. Über einige derartiger Rechner dürfte der Konzern verfügen. Die übrigen Anwender neuronaler Netze sind auf Grafikprozessoren angewiesen. Googles hauseigene Tensor Processing Units sind mittlerweile bedeutend leistungsfähiger. Für Anwender, die sich vor so viel Computing Power ängstigen, wiederum gibt sich Google gerne sanft. Bei der nächsten Android-Version , so Sameer Samat, soll künstliche Intelligenz dafür sorgen, dass Kinder nicht im Befehlston mit ihrem Handy sprechen, sondern "bitte" und "danke" sagen. Und:
    "Wir haben viel von Menschen gehört, die im Zusammenhang mit Technik die richtige Balance finden wollen. Wir helfen Ihnen, Ihr Verhalten zu verstehen. Android P wird Ihnen anzeigen, wie viel Zeit Sie mit Ihren Gerät verbringen. Sie können für einzelne Apps maximale Nutzungszeiten festlegen. Und wenn die erreicht sind, wird Android P Sie anstupsen, damit Sie etwas anderes tun."
    Also eine Kindersicherung auch für Erwachsene. Sanft – so das Versprechen – soll Android P den Anwender leiten.