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Digitale Nachlass-Dienste
Umfassender Service nach dem Tod

Was passiert nach dem Tod mit dem Facebook-Profil eines Angehörigen? Und was muss man tun, wenn Passwörter den Zugang zu Online-Konten versperren? In vielen Fällen können spezielle Firmen helfen, den digitalen Nachlass von Verstorbenen zu verwalten.

Von Philip Banse | 17.11.2016
    Die Logos der Firmen Facebook und Twitter.
    Facebook, Twitter, Xing - spezielle Dienstleister helfen Hinterbliebenen dabei herauszufinden, bei welchem digitalen Dienst ein Verstorbener ein Konto hatte. (picture alliance / dpa / Weng Lei)
    Benjamin Thiel ist Geschäftsführer von Pacem Digital, einer GmbH im oberbayerischen Burghausen. Thiel hat jeden Tag mehrere Anrufer, sagt er, die wissen wollen, wie sie mit dem digitalen Nachlass eines Angehörigen umgehen sollen. Thiels Firma hilft dann vor allem beim ersten Schritt: Der Bestandsaufnahme. Bei welchen digitalen Diensten hatte der Verstorbene eigentlich überall Konten?
    "Das ist meistens relativ einfach, das herauszufinden. Bewältigen muss man halt die ganze Masse der Anbieter. Es gibt ja nicht nur drei oder vier Telekommunikationsanbieter, sondern wir müssen ja letztlich bei jedem Telekommunikationsanbieter nachfragen, ob ein Konto vorhanden ist. Und das ist manuell für den Hinterbliebenen fast überhaupt nicht zu stemmen."
    Seine Firma habe 500 Dienste in der Datenbank, die so automatisiert abgefragt werden könnten. Auf Wunsch sei diese Liste um weitere Online-Anbieter zu erweitern.
    "Wir legen von dem Hinterbliebenen eine entsprechende Vollmacht vor und den Totenschein des Verstorbenen. Damit zeigen wir bei den Anbietern den Tod des jeweiligen an und bitten um entsprechendes Feedback, um ein entsprechendes Konto vorhanden ist oder nicht."
    Der Service kostet 199 Euro. Dafür bekommen die Hinterbliebenen eine Liste der Banken, Shops und Telefonfirmen, bei den ihr Angehöriger ein Konto hat. Dann sei seine Firma aus dem Spiel, sagt Thiel:
    "Dann ist es letztlich Aufgabe des Erben, mit dem Anbieter direkt in Kontakt zu treten, da hier das Erbrecht greift und dann muss der Erbe das selbst übernehmen."
    Viele Bestatter bieten Hilfe beim digitalen Nachlass
    Einen umfassenderen Service bietet das Berliner Unternehmen Columba:
    "Wir sind ein ein Spezialdienstleister für die deutsche Bestattungsbranche, wir haben 2013 begonnen und haben circa 1.200 Unternehmen als Kunden und ermöglichen damit Bestattern, einen digitalen Formalitäten-Service rund um den Trauerfall anzubieten."
    Sprich, Columba bietet seine Dienstleistungen nur Bestattungsinstituten an, damit diese wiederum ihren Kunden helfen können. Dieser Service umfasst dann jedoch nicht nur die Suche nach unbekannten Konten bei Banken, Online-Händlern und sozialen Netzwerken:
    "Das fängt an bei der Abmeldung einer gesetzlichen Krankenkasse, geht über Laufzeitverträge wie zum Beispiel Stromanbieterverträge oder Handyverträge, bis zu Mitgliedschaften bei Vereinen in Parteien. Das Spektrum ist sehr weit und es umfasst eben auch den digitalen Nachlass."
    Dazu gehöre auch, dass den Erben geholfen wird, Zugang zu bekommen zu Konten, für die sie das Passwort nicht kennen.