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"Digitale Outsider"
Senioren und das Internet

27 Prozent der Deutschen sind "internetferne Verunsicherte", fand das Deutsche Institut für Vertrauen und Sicherheit im Internet heraus. 37 Prozent seien gar "digitale Outsider". Eine Studie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung untersucht, warum ältere Mitbürger das Internet weniger nutzen als jüngere.

Von Philip Banse | 12.12.2014
    Vier von zehn Menschen über 65 Jahren haben in den letzten drei Monaten das Internet genutzt. Das hat die repräsentative Umfrage im Auftrag des IT-Lobbyverbands BITKOM ergeben. Vier von zehn Menschen über 65 nutzen das Netz, im Bevölkerungsschnitt liegt die Internetnutzung doppelt so hoch. Doch Dieter Kempf der Chef des BITKOM, ist zufrieden:
    "Da ist der Prozentsatz vielleicht gar nicht so prickelnd, aber die Steigerung von 6 Prozent gegenüber dem Vorjahr – das hat schon was mit Smartphone-Entwicklung zu tun. Je moderner die Geräte mit den neuen Tablets, den neuen Smartphones, desto leichter ist es auch für diejenigen mit geringerer technischer Affinität die Technik zu nutzen."
    Männer nutzen das Netz öfter als Frauen
    Bundesbildungsministerin Johanna Wanka, CDU, wies darauf hin, dass Senioren im Westen das Internet öfter nutzen als im Osten – was auch etwas mit der Breitband-Internet-Zugängen zu tun haben könnte. Außerdem nutzen Männer das Netz wesentlich öfter als Frauen, merkte die Bildungsministerin an:
    "Der Unterschied Männer, Frauen stört mich. Dass über 50 Prozent der älteren Männer online sind und nur 28 Prozent der älteren Frauen, geht gar nicht. Das müssen wir uns genauer anschauen. Das sind auch Forschungsthemen, die sich ergeben aus dem, was in der Untersuchung steckt."
    Was machen die Senioren im Netz? Über 90 Prozent schreiben Mails, fast ebenso viele Informieren sich im Netz über Zeitgeschehen. Aber über die Hälfte der Senioren nutzt Online-Banking, kauft im Internet ein und plant ihre Reisen. Die Umfrage zeichnet eine überraschend angstfreie Generation der Silver-Surfer. Nur drei von 100 sagen, sie fürchten sich vor dem Netz; nur 17 Prozent haben Angst, dass Ihre Daten ausgespäht werden. Die guten Erfahrungen mit dem Internet überwiegen in der Umfrage ganz eindeutig. Über 80 Prozent der alten Onliner sagen, sie hätten im Netz ihr Wissen erweitern könne, es helfe ihnen gedanklich fit zu bleiben. Über die Hälfte sagt, das Netz habe ihre Lebensqualität erhöht.
    "Das klingt natürlich ein bisschen arg übertrieben im ersten Augenblick, aber wenn man dann guckt, was die machen: Viele nutzen das Netz zur Kommunikation mit Kindern und Enkeln, wenn die disloziert sind. Und dann weiß man schon, das ist nicht einfach dahin gesagt, sondern das ist auch gefüllt. Bis hin zu, dass knapp die Hälfte sagt, ein Leben ohne Internet kann ich mir nicht vorstellen. Dass das einen Branchenpräsidenten des BITKOM freut, können sie sich vorstellen."
    Die große Mehrheit der Senioren ist eben oft - ganz bewusst
    Aber die große Mehrheit der Senioren ist eben offline – und das oft ganz bewusst. Zwei von drei Offlinern sagen: Das Netz brauche ich nicht. Sehr viele sagen aber auch, sie hätten, die technischen Möglichkeiten nicht, würden sich damit nicht auskennen und wollten sich damit nicht beschäftige.
    "Das ist einfach so ein bisschen Fremdeln mit dem Medium. Und da behaupte ich, aus diesen Gruppen werden wir in den nächsten Jahren eine deutliche Bewegung hin zum Internet sehen, je anwendungsfreundlicher und besser die Geräte und Zugangsmöglichkeiten werden."
    Um mehr Senioren ins Netz zu bringen, fördert das Bildungsministerium Kurse für Senioren.
    "So, und wir wollen jetzt mal erkunden, wie wir mit dem Rechner ins Internet gehen".
    Im Nachbarschaftsheim Berlin Schöneberg haben sich vier Senioren vor Rechnern versammelt. Renate Wachter, Anfang 70 hat 45 Euro gezahlt, "damit ihr Hirn nicht einrostet", wie sie sagt:
    "Unsere Tochter und unser Schwiegersohn leben in England und um da zu korrespondieren haben wir uns überlegt, einen Internetkurs zu machen, um eine E-Mail zu schreiben oder Skype, dass man sich mal sieht. Wir haben erst ein Jahr einen Computer und man muss sich da eben ein bisschen reinfinden und das ist in unserem Alter nicht so einfach."