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Digitales Lernen
Was fehlt, ist IT-Wissen

Eine eine aktuelle Studie zeigt: Nur wenige Betriebe in Deutschland nutzen für die Aus- und Fortbildung digitale Medien wie VR-Brillen, Tablets oder Smartphones. Am Geld scheitert die digitale Ausbildung in der Regel nicht, wohl aber am Wissensstand der Ausbilder.

Von Philip Banse | 09.09.2016
    Menschen mit VR-Brillen auf der Gamescom 2016
    VR-Brillen könnten auch in der Ausbildung - etwa von Automechanikern eingesetzt werden. (dpa picture alliance / Oliver Berg)
    Die Aus- und Weiterbildung in Unternehmen hierzulande ist immer noch eine sehr analoge Veranstaltung. Obwohl der Arbeitsalltag mehr und mehr von digitalen Werkzeugen und Software bestimmt wird, finden die sich in der Aus- und Weiterbildung nur unter ferner liefen. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Studie, für die das Bundesinstitut für Berufsbildung im Auftrag der Bundesregierung 3000 Betriebe befragt hat.
    "Ja, es läuft schon unter ferner liefen. Es muss verstärkt werden, überhaupt kein Thema."
    Michael Heister hat die Studie geleitet und die Unternehmen etwa gefragt, welche Medien den in der Aus- und Weiterbildung eingesetzt werden.
    Smartphones und Tablets haben noch Exoten-Status
    "Punkt Eins ist das Fachbuch. [...] das ist das Medium. An Stelle Fünf kam erst Software, die eingesetzt wird, da denke ich an eLearning und solche Varianten."
    Wenn digitale Werkzeuge eingesetzt werden, ist das fast immer der stationäre Schreibtischrechner oder ein Laptop; Smartphones und Tablets haben noch Exoten-Status – potenziell revolutionäre Geräte wie VR-Brillen setzt von 100 Betrieben nur einer in der Ausbildung ein. Mit solchen Brillen können Auszubildende in eine virtuelle Welt tauchen und mit ihren Händen an computergenerierten Motoren und Maschinen herumschrauben – ein enormer Gewinn, sagt Bildungsforscher Heister:
    "Die Brille hat gerade im Bereich der Aus- und Weiterbildung gerade im gewerblich technischen Bereich einen großen Vorteil, weil sie so eine haptische Variante mit drin hat. Sie sehen etwas wirklich real, sie bewegen irgendetwas und damit kommen sie dieser Aus- und Weiterbildung wirklich näher. Da bin ich wirklich überzeugt von. Das wird die Lösung sein – oder zumindest ein ganz wesentliches Element."
    Doch die digitale Ausrüstung in deutschen Betrieben besteht fast ausschließlich aus stationären PCs, oder Notebooks, viele haben auch Tablets oder Smartphones im Einsatz. Die Studie attestiert vielen Ausbildern, dass sie gar nicht genau wissen, wie man digitale Werkzeuge zur Ausbildung einsetzt. Das, so die Studie, werde in den Betrieben aber nicht als Problem empfunden, weil ja ohnehin meist nur mit Office-Software wie Textverarbeitung, E-Mail und Kalender gearbeitet werde. Sehr wohl als Problem empfinden viele Betriebe, dass ihr Internet einfach nicht schnell genug sei, um Videos und andere digitale Lerninhalte zu nutzen. Eines der größten Hindernisse allerdings für eine Digitalisierung der Aus- und Weiterbildung ist laut Studie die schlechte IT- und Medienkompetenz fast aller Beteiligten. Fast die Hälfte aller Betriebe bewertet die IT-Grundkenntnisse ihrer Auszubildenden gerade mal mit der Schulnote 4. Bundesbildungsministerin Johanna Wanka sieht das Problem, sagt jedoch lediglich:
    "Das muss man noch genauer untersuchen. Das sind Dinge, die wir in nachfolgenden Untersuchungen noch präzisieren müssen, um dann Konsequenzen zu ziehen."
    Bundesregierung will mit Förderprogrammen nachhelfen
    Der von Wanka beauftragte Bildungsforscher ist da schon weiter.
    "Da sehe ich die Unternehmen in der Pflicht, die müssen ihre Jugendlichen auch schulen. Außerdem kann man natürlich darüber diskutieren, inwieweit packen wir in den Lehrpläne der Schulen auch solche Sachen rein."
    Die Bundesregierung hat Förderprogramme aufgelegt, damit die Aus- und Weiterbildung digitalisiert wird, sagt Bundesbildungsministerin Johanna Wanke:
    "Sowohl investiv, damit man also Assistenzroboter für die Ausbildung anschaffen kann, das ist über unsere Programme möglich. Aber eben auch Unterstützung, Qualifizierung der Ausbilder - pädagogische Konzepte zu erarbeiten. Das sind Dinge, die man braucht. Denn es geht nicht nur darum, dass man ein Gerät hat, sondern man braucht auch pädagogische Konzepte, das fördern wir von unserem Haus. "
    50 Millionen Euro seien dafür bereit gestellt. Darüber hinaus sollen Unternehmen und Berufsbildungszentren, die gute Ideen und Lösungen haben, vernetzt werden. Dafür stellt das Ministerium über vier Jahre 61 Miollionen zur Verfügung. Das Programm heißt "Transfernetzwerke Digitales Lernen in der Beruflichen Bildung", die Ausschreibung läuft, geplanter Start Ende 2017.