Dienstag, 23. April 2024

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Digitales Logbuch
Doppeltes Lieschen

E-Books sind ungeheuer praktisch. Tausende passen in ein Lesegerät. Allerdings lesen bei den elektronischen Büchern manchmal auch viele ungebetene Gäste heimlich mit: Buch- und Lesegeräte-Hersteller möchten zu gern wissen, was und wie gelesen wird. Das gefällt nicht jedem.

Von Wolfgang Noelke | 11.10.2014
    A "Dicker": Puh (...) Da hast du ja nochmal Glück gehabt.
    B "Knacki": Warum?
    A: Komme gerade vom Duschen (...)
    B: Jetzt? Am Nachmittag?
    A: Ja, diese Rumräumerei. Bin völlig durchgeschwitzt. Opas Bücher (...)
    B: Ich dachte, du hast jetzt so'n E-Book-Reader?
    A: Klar. Aber keine Lust, mir dauernd über die Schulter gucken zu lassen.
    B: Wer guckt dir über die Schulter?
    A: Jeder. Die Verleger - und jetzt auch noch jeder Hilfs-Admin, weil Adobe auch mitschnüffelt, was ich lese, wann ich lese, wie schnell ich lese, wie viel ich lese und was ich markiere. Donnerlieschen, ähh -lottchen! - Und jeder, der sich dafür interessiert, kriegt das im Klartext.
    B: Wer interessiert sich denn dafür, was du gerade wo liest?
    A: Der Boss vielleicht? Der braucht doch nur bei unser'm Admin über die Schulter zu gucken, ob wir am Ende der Mittagspause die E-Books zuklappen, äh (...) ausschalten. ICH HASSE DAS, wenn ein oder mehrere Mit-Lieschen mitlesen. Fehlt nur noch, "Halt, nicht so schnell! Bin noch nicht so weit" (...)
    B: Sei froh, dass du kein Blogger bist.
    A: Warum?
    B: Da wird dir sogar beim Schreiben zugeguckt, von der Polizei. Wenn du über heiße Themen bloggst, stiftet dir dein fürsorglicher Staat sogar einen persönlichen Polizisten, der Dir über die Schulter guckt.
    A: Hat das mit dem Bundestrojaner nicht geklappt? Ich dachte, die infizieren damit Computer und lesen dann eh' alles heimlich mit.
    B: Nee, den Bundestrojaner kannst du vergessen. Den kannste aussperren.
    A: Wie denn das?
    B: Kommste nie drauf!
    A: Sag jetzt!
    B: Mit 'nem alten Betriebssystem. Zum Beispiel mit Windows 98. Damit kann der Bundestrojaner nix anfangen. Steht so in der Betriebsanleitung.
    A: Ach nee - aber die ollen Betriebssysteme haben doch riesige Lücken. Ich lese dauernd, XP ist 'ne Zeitbombe und so (...)
    B: Isses ja auch - noch. Aber je älter die werden, desto mehr Lücken werden erkannt und geschlossen. Und wenn es kein Update mehr gibt, mit neuen Lücken, sind irgendwann alle dicht. - Brauchst nur noch 'n aktuellen Virenschutz.
    A: Ge-ni-al! Tolle Geschäftsidee, wenn wir mal alt sind! (schwärmerisch): "Jahrelang reiften sie heran, in unseren Kellern, die Vintage- Systeme: Win 2000 Kabinett und XP Spätlese (...)"
    B: Nu hör auf mit deiner Küchenlyrik - Welches Buch hast du eigentlich auf Opas Dachboden gesucht?
    A: Vintage- Literatur, 61 Jahre gereift und hochaktuell: Fahrenheit 451 von Ray Bradbury.