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Digitales Logbuch
Guro

Da, wo Google nicht hinkommt, wo keiner sieht, was man macht, da findet sich das, was keiner wissen soll. Die Japaner haben im sogenannten Darknet dafür sogar einen eigenen Channel: Guro.

Von Maximilian Schönherr | 07.11.2015
    Ein Facebook-Bekannter, Fotograf auf den Philippinen, postete kürzlich einen Witz über Filipinos: Petrus im Himmel sagt zum Teufel in der Hölle, die vielen Filipinos machen mir das Paradies kaputt, weil sie überall Gemüse anpflanzen. Kannst du, Teufel, mir nicht paar Filipinos abnehmen?
    Den Witz ist noch nicht zu Ende; er erinnert mich an meinen jüngsten Besuch im Darknet, also in der Ecke des Internets, wo die Googles nicht hingucken dürfen. Dort gibt es den Guro-Channel mit zahllosen Zeichnungen und Malereien, die meisten davon im japanischen Manga-Stil. Und ein Airbrush-Bild zeigt einen blutrünstigen Engel, der einen Teufel sadomäßig quält.
    Die Grafik befindet sich im Unterverzeichnis "f", f für Freakshow, zusammen mit vielen anderen, die alle politisch wie juristisch unkorrekte Handlungen darstellen, etwa mit Teufelsmädchen kopulierende Höllenhunde, wobei weder die Hunde, noch die Mädchen Spaß daran haben, und die Mädchen nie so ganz eindeutig Mädchen sind, denn manche haben Hoden und Penisse, und alle bluten und sondern Exkremente ab.
    Absurdes im Dunkel-Netz
    Transgender ist im Guro-Channel überall.
    In der Abteilung "Dark Angel" sind nur Mangas von Mädchen und Frauen zu sehen, die defäkieren, meist meterlange Würste, die sich braun, eben "dark" hinter den Angels am Boden her schlängeln, oder die sie meisterhaft in hohem Bogen nach hinten auswerfen.
    Splatter und Gore sind die englischen Ausdrücke für diesen Ekel, wie er ein ganzes Filmgenre geprägt hat. Die Japaner haben Gore, wie viele Worte aus dem Westen, über die Aussprache in ihre Schrift übernommen und "Guro" genannt.
    Inzwischen blüht im Darknet-Untergrund eine ganze Manga-Kunstszene, die ihre Wurzeln in den analogen 1930er-Jahren hat, damals unterm Ladentisch gehandelte gesellschaftlich völlig inakzeptable Fantasien. Manches an Guro-Kunst ziert die Museen.
    Wie harmlos war der Filipino-Witz des Fotografen dagegen. Der Teufel lehnt ab. Er will Petrus keinen einzigen Filipino abnehmen. Warum? Weil die Filipinos ihm Kopfschmerzen bereiten, denn sie verarbeiten einen Dämon nach dem anderen – zu Gulasch.