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Digitales Logbuch
Jede Menge Zeit

Wahrscheinlich hat es wieder keiner gemerkt in dieser hektischen Zeit. Aber in dieser Woche gab es eine Sekunde geschenkt, eine Schaltsekunde. Das kann man auch mal genießen.

Von Achim Killer | 04.07.2015
    Eine Sanduhr. Das obere Glas ist noch halb voll.
    Zeit. In dieser Woche gab es ein Sandkorn geschenkt. (picture alliance / dpa )
    Hermine, was willst du trinken. Ich gebe einen aus! Jaa. Wir haben es. Wir haben es ja. Geld. Weil: Zeit ist Geld. Und diese Woche haben wir ja besonders viel Zeit gehabt, weil: Diese Woche war eine Sekunde länger.
    Ja, die Nacht von Dienstag auf Mittwoch, die war eine Sekunde länger, eine Schaltsekunde. Das hast du nicht bemerkt, gell? Ja, Hermine, bei deinen nächtlichen Aktivitäten. Hoho. Aber, Hermine, manche arbeiten da ja auch. Im Rechenzentrum. Supercomputer beispielsweise. Und die arbeiten was weg in einer Sekunde. PetaFlOPS. Billarden von Gleitkomma-Berechnungen, die schaffen die in einer Sekunde. Die falten Proteine, simulieren Atombomben und Gehirne und rechnen Schwarze Löcher aus. Und weil die Woche eine Sekunde länger war, erhöht das natürlich auch den Ausstoß an Atombomben, Gehirnsimulationen, Schwarzen Löchern und von schön sauber zusammengefalteten Proteinen.
    Ja, da kann natürlich was schief gehen bei so einer Schaltsekunde. Da rechnet so ein Supercomputer an einer Atombombe herum und raus kommt ein Schwarzes Loch. Ist aber nichts passiert. Alles gutgegangen. Und deswegen gebe ich einen aus.
    Was? Dir ist das zu hektisch mit den Computern. Stressig sei das. Hermine, jetzt pass mal auf: Stell dir mal vor, heute wäre nicht Samstag, der 4. Juli 2015, sondern Samstag, der 16. Oktober 1582. Nein, da hat es noch keine Computer gegeben. Aber in der Woche haben sie kalendermäßig auch geschaltet. Da haben sie den Gregorianischen Kalender eingeführt. Und deswegen haben sie zehn Tage, zehn Tage, Hermine, zwei Arbeitswochen, einfach ausfallen lassen. Stell dir das mal vor. Das muss ein saublödes Gefühl sein. Da sitzt du samstags Abends in der Wirtschaft und weißt, du hast die ganze Woche nicht gearbeitet. Das, Hermine, das ist Stress.