Dienstag, 16. April 2024

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Digitales Logbuch
Slave Harbor

Knacki hat einer Blondine das Passwort für seinen Account gegeben, damit diese für ihn ein Boot im Internet ersteigern kann. Die war so blöd, eine Freundin zu fragen, ob sie ihr beim Bieten helfen könnte – und dann haben die beiden sich gegenseitig überboten. Als die Aktion zu Ende geht, ist Knacki um zwei Millionen Euro leichter - erzählt er dem Dicken.

Von Wolfgang Noelke | 10.10.2015
    Manuskript: Logbuch –
    Es klingelt beim Dicken
    D: Na, Knacki? Wat is?
    K: Mein Geld is wech...
    D: Warst du wieder feiern?
    K: Nein, hab eingekauft, mit dieser... äh... wie heißt die noch gleich, die Blonde?
    D: Weiß ich doch nicht, wen du da wieder abgeschleppt hast...
    K: Egal.. im Internet... dieses Boot war in der Auktion. Hab das zusammen mit dieser... - jetzt komm' ich nicht auf den Namen... - ich war ja unterwegs, konnte nicht – und ich hab ihr das erzählt, dass ich unbedingt dieses Boot haben will – und sie wollte mir helfen, hat sie gesagt...
    D: Ah ja... und dann hast du sie bieten lassen?
    K: Genau – hab' ihr mein Passwort gegeben, damit sie zuschlagen kann... Ich war ja unterwegs, auf dem Land, in diesen Funklöchern...
    D: Was? Du gibst irgendwem dein Passwort? Statt MICH anzurufen, quatscht du irgendwen in der Bar an, gibst ihr dein Passwort und die ist dann auch noch zu blöd, die Auktion zu gewinnen? Typisch für dich. Jetzt wartest du wieder drei Jahre.
    K: Nix – drei Jahre. 15 Monate waren das nur.
    D: Du bist aber auch selten doof: Wenn ich so verrückt hinter diesem ollen Motorboot her gewesen wäre, dann hätte ich mir freigenommen. Und ich hätte niemandem meinen Account gegeben! Niemandem!
    K: Wollte ich ja erst nicht. – Aber sie hat mir versprochen, mein Passwort wär' bei ihr in guten Händen. Safe Harbor, hat sie gesagt.
    D: Na, dann fröhliches Weitersuchen.
    K: Nö, muss ich nicht. Hab's ja, das Boot.
    D: Du bist ja einer – erzählst mir erst Schauermärchen.
    K: Nee, ich hab' doch gesagt, dass mein Geld weg ist. SIE hat es ersteigert, das Boot – aber mit MEINEM Geld.
    D: Na dann, herzlichen Glückwunsch, Capitano!
    K: Von wegen, Glückwunsch! Die hatte das irgendwie falsch verstanden.
    D: Hat doch geklappt. Viellecht war's ja etwas teuer. Was willste?
    K: Ein bisschen teurer? Ein bisschen? Statt 8.000 Euro, zwei Millionen!
    D: Zw... Zwei... Millionen? Euro? Du hast 'n Knall!
    K: Nein! Wirklich! Ich hatte sie gefragt, ob sie mir helfen könnte, das Boot zu ersteigern...
    D: Und? Hat 'se doch! Aber für zwei Millionen? Wie schafft man denn sowas?
    K: Die war so blöd, 'ne Freundin zu fragen, ob sie ihr beim Bieten helfen könnte – und dann haben die sich gegenseitig überboten...
    D: Ha, ha ha... die beiden haben um die Wette geboten?
    K: Die hätten weitergemacht, wenn die Auktion nicht irgendwann zuende gewesen wär'. Aber da waren's schon zwei Mille...
    D: Jetzt biste stolzer Luxusyacht- Eigner – Knacki der Seebär!
    K: Nix Luxusyacht! – Olle Sklavengaleere. Und der einzige Sklave bin icke – für den Rest meines Lebens - an der Kette.
    D: Hast du auch verdient, Sklave! Du hörst ja nicht: Deine Daten sind nur bei dir sicher. Das Märchen vom sicheren Hafen ist – und bleibt: Seemannsgarn!