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Digitales Logbuch
Über Sicherheits- und Erinnerungslücken

Lücken, Lücken, überall Lücken. Tor, ein Netzwerk zur Anonymisierung von Verbindungsdaten, hat eine Sicherheitslücke geschlossen, DE-Mail arbeitet auch mit einer Lücke und ist nun kostenfrei und wirbt mit einem Geschenkgutschein. Und Autor Wolfgang Noelke philosophiert über Bildungslücken.

Von Wolfgang Noelke | 22.03.2014
    Nun ist sie dicht, die Lücke in TOR – also nicht im Tor, sondern die Lücke in Tor ist endlich dicht. Tor, das Netzwerk! Hat lange genug gedauert, die Lücke zu schließen. Aber so ist das nun mal: Lücken haben etwas Magnetisches, besonders für Schnüffler. Die werden von Lücken regelrecht angezogen, ihre NSA... äh.. ihre Nase überall reinzustecken, wo eine Lücke ist, ständig auf der Suche nach Überraschungen.
    Mein Vater versteckte solche Überraschungen gern in seinem Auto. Nur wenn ich seine Karre samstags saubermachte, konnte ich in irgendeiner Lücke 'ne Münze finden – oder, als ich älter war, auch mal einen Schein. Manchmal auch nichts. Meistens sagte dann mein Vater, ich müsste beim Autoputzen etwas sorgfältiger sein, dann würde ich auch was finden.
    Vielleicht sind auch die Leute von Mt.Gox traumatisiert vom Auto-Waschen. Ist doch eine tolle Geschichte, wie die plötzlich Bitcoins finden konnten, in uralten Geldbörsen, die sie schon längst wegschmeißen wollten. Alte leere Wallets! Am besten erfu... äh.. gefunden, in der staubigen Lücke zwischen Rücksitz und Lehne eines alten, digitalisierten Käfers... DAS sind WAHRE Kindheitserinnerungen, wie sie ehrlicher nicht erzählt werden könnten.
    Weniger Spannendes hat sich wohl in der Lücke von DE-Mail abgespielt. Sie erinnern sich: DE-Mail, dieser deutsche Dienst, inkompatibel mit allen anderen und so teuer, wie Briefe schreiben, dafür aber zuverlässig und sicher. "Wegen der Sicherheit", so verkündeten vor drei Jahren die stolzen Entwickler, "wegen der Sicherheit habe DE-Mail extra eine Lücke". Was immer man da versende, ein braver Roboter entschlüsselt es in der Lücke, prüft, ob es SPAM ist, dann verschlüsselt er das wieder und schickt es weiter. Und während der Roboter so vor sich hin schlüsselt, schaut ihm garantiert kein NSA- Kollege über die Schulter. Sagen die Entwickler.
    Das ist doch auch eine tolle Geschichte, fast so toll erzählt, wie die Geschichte von den wiedergefundenen Bit-Coin-Wallets. Und das Tollste ist, DE-Mail gibt's jetzt für Umme, plus 20 €uro-Geschenkgutschein. Eben noch teuer, jetzt schon umsonst. - Ach, ich soll "kostenfrei" sagen. "Kostenfrei" klingt vornehm und ist auch was anderes, als "Umsonst". Damit schließe ich diese Bildungslücke.