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Digitales Logbuch
Unsterblichkeit

Was passiert eigentlich mit meinem digitalen Leben, wenn ich mal sterbe? Existiere ich noch virtuell? Und was sollen meine Facebook-Freunde und Twitter-Follower nur ohne mich machen?

Von Michael Stang | 03.10.2015
    Ein Glasstein liegt auf dem Bildschirm eines iPhones und vergrößert das Profil-Icon einer Facebook-Anwendung.
    Ist eine virtuelle Existenz nach dem Tod möglich? (picture alliance / dpa / Maximilian Schönherr)
    Tja, das war's dann wohl. Hhhmmm. Nichts geht mehr, das Spiel ist aus. Jetzt betrachte ich das Gras von unten, liege im Holzpyjama und Ruhe in Frieden. Ach nee, so ganz will ich mich noch nicht verabschieden - was sollen denn meine ganzen Facebook-Freunde und Twitter-Follower ohne mich machen? Nee, das kann ich denen doch nicht antun. Lieber Sensenmann, das ist doch Käse. Da war ich mehr Avatar die letzten Jahre, denn ich selbst aus Fleisch und Blut und jetzt muss ich abnippeln?
    Was hätte ich machen sollen? Eter9? Was? Ach, du hast auch ein Smartphone, dann lass mich mal schauen. Oh, das ist ja toll. Das twittert und facebooked einfach weiter?
    Künstliche Intelligenz, sagst Du? Nicht schlecht, nicht schlecht? Und das Programm verhält sich genauso wie ich mich in den vergangenen Jahren? Gefällt mir! Haha, verstehste? Gleich, mal favorisieren und retweeten - komm, mach doch mal! Ach, warum denn nicht, Du bist doch hier der olle Sensenmannbestimmer, kannste ja mal ruhig ein bisschen lockerer sein?
    Was, sagst Du? Ich existiere noch virtuell? Wer hat das denn eingestellt? Ach, ist ja auch egal. Sehr schön, immerhin nicht ganz tot.
    Mal gucken, was hab ich denn so gepostet? Aha, mhmm, aha, ja, solchen Kram habe ich immer geteilt, obwohl, das hier bestimmt nicht. Was, Algorithmen, die lernen und vermuten, was ich gepostet hätte, also auf welchen viralen Zug ich aufgesprungen wäre und auf welchen nicht?
    Och, nee, was macht mein Avatar denn jetzt... Kann ich das nicht zurücknehmen? Nein, warum nicht? ....ach so, bin ja schon tot, stimmt.
    Sag mal, kennst Du Deichkind? Like mich am Arsch? Denn, wenn ich es mir recht überlege, dann ist mir das jetzt auch egal. Hier, hast dein Ding wieder, "kannst mich gern mal dran liken".