Dienstag, 19. März 2024

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"Digitales Stockholmsyndrom"
Abhängig von Facebook

Facebook verliert zwar bei deutschen Nutzern an Vertrauen, wie neue Umfragen zeigen. Dennoch ziehen nur wenige Konsequenzen und melden sich vom sozialen Netzwerk ab. Darin zeige sich ein "digitales Stockholmsyndrom, sagte der Kulturwissenschaftler Felix Maschewski im Dlf.

Felix Maschewski im Corsogespräch mit Sören Brinkmann | 22.06.2018
    Das Logo des sozialen Netzwerks Facebook und das Zeichen für "Gefällt mir nicht" (Daumen runter) werden auf einem Bildschirm angezeigt.
    Trotz Bedenken löschen viele Menschen nicht ihr Facebook-Konto. (dpa / Monika Skolimowska)
    Millionen Deutsche sind bei Facebook angemeldet und daran dürfte sich in nächster Zeit wenig ändern – auch wenn die sozialen Medien gerne als Zeitfresser oder als unnötige Unterhaltung gesehen werden. Auch die Internet-Kampagne "#deletefacebook" nach dem jüngsten Datenskandal oder schwindendes Vertrauen haben nicht etwa zu einem Massen-Exodus geführt.
    Die Journalisten und Autoren Anna-Verena Nosthoff und Felix Maschewski haben sich in einem gemeinsamen Artikel für das Online-Portal "Berliner Gazette" mit der Abhängigkeit vieler Menschen von Facebook auseinandergesetzt. Darin schreiben sie unter anderem, man müsse es sich leisten können, nicht im sozialen Netzwerk angemeldet zu sein.
    "Neue Kommentar-Kultur"
    Er könne sich dieses Privileg allerdings nicht zugute halten, sagte Felix Maschewski im Deutschlandfunk. "Es wäre ja auch etwas skurril, über Facebook zu schreiben, aber dann nicht wirklich zu wissen, was da vor sich geht."
    Maschewski sieht bei der Bindung an soziale Netzwerke vor allem sozialen Druck. Man müsse auch als Nutzer "sehr viel experimentierfreudiger sein" und Alternativen nutzen. In der Konsequenz konstatiert Felix Maschewski ein "digitales Stockholm-Syndrom".
    Außerdem beklagen er und Anna-Verena Nosthoff, dass das Schema "Daumen rauf, Daumen runter" nicht geeignet sei, um Komplexität auszudrücken. Maschewski fordert eine neue Kommentar-Kultur, "um differenziertere Debatten zu ermöglichen".