Donnerstag, 25. April 2024

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Schriftsteller Ostermaier zu "#ausgehetzt"-Demo
"Kunst definiert sich über Haltung zeigen"

Unter dem Motto "#ausgehetzt - Gemeinsam gegen die Politik der Angst!" haben tausende Menschen in München demonstriert. Auch der Schriftsteller Albert Ostermaier war dabei. Es sei wichtig, auch als Kunstschaffender Haltung zu zeigen, sagte er im Dlf. Neutralität bedeute für die Kunst und die Kultur den Tod.

Albert Ostermaier im Gespräch mit Doris Schäfer-Noske | 23.07.2018
    Teilnehmer der Demonstration "#ausgehetzt - Gemeinsam gegen die Politik der Angst" in München am 22.07.2018
    Teilnehmer der Demonstration "#ausgehetzt - Gemeinsam gegen die Politik der Angst" (imago / 84610425)
    Der Schriftsteller Albert Ostermaier erlebte seine Stadt München mal wieder, wie er sie gern habe. München zeige sich wieder offen für andere Menschen und lasse sich nicht instrumentalisieren, sagte er im Dlf. Es sei eine Stadt, die sich nicht über Hass und Ausgrenzung, sondern über Engagement und Integration definiere. Unter dem Motto "#ausgehetzt - Gemeinsam gegen die Politik der Angst!" haben tausende Menschen in München demonstriert.
    Aufgerufen hatten dazu auch die Leiter der Kammerspiele und des Münchner Volkstheaters. Die CSU im Münchner Stadtrat wollte das unterbinden. So drohte sie ihnen sogar mit dienstrechtlichen Konsequenzen, weil sie als Leiter städtischer Einrichtungen zur Neutralität verpflichtet seien. Dadurch ließen sich die Theaterleiter aber nicht abhalten. Man könne Kultur nicht auf Neutralität verpflichten, so Ostermaier, denn Neutralität bedeute für die Kunst und die Kultur den Tod.
    Kunst definiere sich über "Haltung zeigen". Die Demonstration richtete sich denn auch besonders gegen die Flüchtlingspolitik der CSU und generell gegen eine eskalierende und verrohende Sprache in diesem Zusammenhang.
    Debatte von den Rechten instrumentalisiert
    Albert Ostermaier ist auch ein leidenschaftlicher Fußball-Fan. Er hat verschiedentlich über Fußball geschrieben, zum Beispiel das Gedicht "Ode an Kahn". Im Fall Özil bittet er ein wenig um Differenzierung. Sportlich gesehen sei die WM vor vier Jahren gerade mit den Spielern, die einen sogenannten Migrationshintergrund hätten, gewonnen worden. Das sei auch ein unglaublicher Motor für die Integration gewesen, so Ostermaier. Inzwischen habe sich das Land stark verändert und sei dabei in "Seehofergrau" zu versinken und in dieser politischen Polarisierung gebe es natürlich inzwischen einen ganz starken Hang zum Rechtspopulismus. Als die deutsche Nationalelf diesmal in der WM-Vorrunde ausschied, sei der Fall Özil von den Rechten ausgeschlachtet worden, Özil zum Sündenbock gemacht worden.
    Andererseits seien auch Fussballer mündige Bürger. Jemand könne sich zwar mit einem Diktator öffentlich fotografieren lassen, aber das sei dann eben keine private Sache mehr, sondern ein politischer Akt, das wisse auch Mesut Özil.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.