Freitag, 19. April 2024

Archiv


Disziplin und Ordnung für die amerikanische Armee

Der berühmteste Drillmeister der Weltgeschichte hat es vom Leutnant im Heer Friedrichs des Großen zum Generalmajor und Generalinspekteur der amerikanischen Streitkräfte gebracht. Die Disziplin der Freiwilligenarmee entschied die Schlacht von Monmouth am 28. Juni 1778; in Yorktown händigte der britische General Cornwallis einem Deutschen das Kapitulationspapier am 17. Oktober 1780 aus. Als vielfacher Ehrenbürger starb Friedrich Wilhelm von Steuben an einem Schlaganfall am 28. November 1794 in Sixty im Staat New York. Das Begräbnis war schlicht.

Von Armin M. Brandt | 17.09.2005
    "Der einzige Beweggrund, der mich in diesen Weltteil führte, ist der Wunsch, einem Volk zu dienen, das einen so edlen Kampf für seine Rechte und Freiheit kämpft. Ich verlange weder Geld noch Titel. Ich bin aus dem entferntesten Winkel Deutschlands hierher gekommen und habe dort Amt und Stellung aufgegeben. Mein einziger Ehrgeiz besteht darin, bei Ihnen als Freiwilliger einzutreten, mir das Vertrauen Ihres Oberbefehlshabers, George Washington, zu erwerben und ihn in allen Feldzügen ebenso zu begleiten, wie ich während des Siebenjährigen Krieges dem König von Preußen gefolgt bin. Ich möchte gern mit meinem Blut die Ehre erkaufen, dass mein Name eines Tages unter den Verteidigern Ihrer Freiheit genannt wird."

    Friedrich Wilhelm von Steuben richtete diese Worte, nur wenige Tage nach seiner Landung in Portsmouth, am 6. Dezember 1777 an den Kongress der Vereinigten Staaten. Der Unabhängigkeitskrieg der rebellischen Amerikaner gegen die Kolonialherren aus England ging in Nordamerika schon ins dritte Jahr.

    Bei den amerikanischen Volksvertretern erregte dieser Brief Begeisterung:

    "Wir alle beglückwünschen uns zu der Ankunft eines in militärischen Dingen so erfahrenen Mannes. Seine Dienste sind uns gerade jetzt um so wertvoller, als der Mangel an Disziplin und innerer Ordnung in unserem Heer so schwer empfunden und tief beklagt wird."

    Um die damalige Beschaffenheit des Heeres war es in der Tat äußerst schlecht bestellt. Kaum noch 5000 Mann zählend, aller Hilfsmittel entledigt, nicht imstande, irgendeine größere Waffentat zu wagen, hatte es in Valley Forge in Pennsylvania ein Winterlager aus armseligen Blockhütten bezogen.

    Wie es um die Organisation und Disziplin dieses Heeres stand, erfahren wir aus den handschriftlichen Aufzeichnungen Steubens:

    "Jeder Oberst hatte sein eigenes Exerziersystem bei sich eingeführt. Nur in einem Punkt herrschte Einheit und das war die Art des Marschierens bei Manövern und auf dem Marsch: Sie bedienten sich alle des Reihenmarsches der Indianer."

    Es war keine geringe Aufgabe, die in völliger Freiheit groß Gewordenen, bestimmten Regeln oder gar Befehlen nie unterworfen gewesenen Hinterwäldler an Disziplin und Subordination zu gewöhnen.

    Die Offiziere beurteilten Steubens Bemühungen:

    "Baron Steuben geht uns mit einem wahrhaft edlen Beispiel voran. Alle bewundern diesen ausgezeichneten Mann. Unter seiner Leitung machen Disziplin und Ordnung in der Armee ganz außerordentliche Fortschritte."

    Das Kirchenbuch der deutsch-reformierten Kirche zu Magdeburg enthält diesen Eintrag:

    "Herr Wilhelm Augustus von Steube, Leutnant bei den königlich preußischen Ingenieurtruppen, und sein geliebtes Eheweib, Maria Justina Dorothea, geborene von Jagow, haben ihren am 17. September 1730 geborenen Sohn auf die Namen Friedrich Wilhelm Ludolf Gerhard Augustin taufen lassen."

    Der berühmteste Drillmeister der Weltgeschichte hat es vom Leutnant im Heer Friedrichs des Großen zum Generalmajor und Generalinspekteur der amerikanischen Streitkräfte gebracht. Die Disziplin der Freiwilligenarmee entschied die Schlacht von Monmouth am 28. Juni 1778; in Yorktown händigte der britische General Cornwallis einem Deutschen das Kapitulationspapier am 17. Oktober 1780 aus. Als vielfacher Ehrenbürger starb Friedrich Wilhelm von Steuben an einem Schlaganfall am 28. November 1794 in Sixty im Staat New York. Das Begräbnis war schlicht:

    "Seinem Wunsch entsprechend wurden seine sterblichen Überreste in seinen Soldatenmantel gehüllt, in einen schlichten Sarg gelegt und bestattet, ohne einen Stein, der kündet, wo er liegt."

    Zu seinem Andenken findet jährlich in New York City die "Steuben-Parade" statt. Der Umzug soll den Stolz der Deutschamerikaner auf ihre Herkunft dokumentieren.

    In Magdeburg erinnert an ihn das 1996 in der Harnackstraße enthüllte Steuben-Denkmal.