Donnerstag, 25. April 2024

Archiv


Disziplinlosigkeit im Sportausschuss?

Das mutet schon sehr merkwürdig an, was Beobachter bei den Sportausschuss-Sitzungen in Berlin immer wieder erleben: Mal wird am PC gedaddelt, mal ein Nickerchen gehalten - diesmal wurden Desinteresse und Disziplinlosigkeit der Abgeordneten an den lichten Reihen erkennbar.

Von Robert Kempe | 19.10.2011
    Als der Entwurf für die Sportförderung im Jahr 2012 des Bundesinnenministeriums im Sportausschuss des Bundestages offiziell vorgestellt wurde, waren auf Seite der Regierungskoalition nur noch Klaus Riegert und Eberhard Gienger anwesend – beide CDU. Die FDP fehlte ganz. Dabei waren Diskussionen absehbar. Mit 131,7 Millionen Euro will das BMI im nächsten Jahr den Spitzensport fördern, gut eine Million weniger als 2011. Gespart wird neben dem Sportstättenbau vor allem bei der Dopingbekämpfung. So erhält die Nationale Anti-Doping-Agentur, NADA, 2012 eine Millionen Euro weniger. Auch der deutsche Beitrag an die Welt-Anti-Doping-Agentur, WADA, soll vorerst eingefroren werden. Eine fatale Botschaft findet der Obmann SPD, Martin Gerster:

    "Wir stellen dies im Übrigen auch in einen Gesamtzusammenhang, auch was die neue Herangehensweise an den Fall Claudia Pechstein anbelangt. Auch was die ausbleibenden Sanktionen in Richtung Bund Deutscher Radfahrer anbelangt – der Fall Bremer – auch dort hätte man handeln können. Aber die Bundesregierung hat es nicht getan, unter dem neuen Minister Friedrich. Deswegen konstatieren wir ganz klar: Dopingbekämpfung ist nicht mehr höchste Priorität im Bundesinnenministerium bei dieser schwarz-gelben Koalition."

    SPD und die Grünen fordern nun in Änderungsanträgen den deutschen Beitrag an die als unterfinanziert geltende WADA, wie von dieser gefordert, zu erhöhen. Der zusätzliche Betrag würde sich zwischen 10.000 und 15.000 Euro bewegen. Die SPD fordert außerdem, auch im nächsten Jahr das Stiftungskapital der NADA mit einer Million Euro zu bezuschussen.
    Dass man kein Geld im Kamin verbrennen sollte, mahnte in der Debatte CDU-Obmann Klaus Riegert an. Er habe großes Interesse an einer finanziell unabhängigen NADA, doch verwies er darauf, dass der Bund mit 11 Millionen ein Großteil des Stiftungskapitals der NADA bereits erbracht habe. Riegert erklärte, dass man sowohl mit Bundesländern, Wirtschaft als auch dem organisierten Sport verhandeln wolle, sich finanziell stärker bei der NADA zu engagieren. Das Einfrieren des deutschen Beitrags für die Welt-Anti-Doping-Agentur, begründet Riegert mit wachsender Kritik an einigen Entscheidungen der WADA. So warte man immer noch auf Verbesserungen im Datenschutz z.B. im Meldesystem für Topathleten. Außerdem, so Riegert, fehle es an Transparenz.

    "Und deshalb auch wenn es in Anführungszeichen nur um so elf- bis zwölftausend Euro geht, sind wir der Meinung das wir an der europäischen Linie festhalten sollten um unseren Einfluss in der WADA tatsächlich stärker zu gestalten."

    Doch bis nächste Woche wird sich wohl nicht viel tun. Dann soll im Sportausschuss über die Sportförderung abgestimmt werden.