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Dlf-Sportgespräch zur Bundesliga-Hinrunde
„Die Bundesliga wird es in den nächsten Jahren sehr schwer haben“

Die Bundesligasaison geht in die Winterpause. Im Dlf-Sportgespräch analysieren wir mit den Journalisten Anne van Eickels, Marcus Bark und Günter Klein, was die Hinrunde gebracht hat – und blicken in die Zukunft. Marcus Bark glaubt, dass der Bundesliga-Fußball, der Premier League an "Tempo und Qualität" unterlegen sei.

Anne van Eickels, Marcus Bark und Günther Klein im Gespräch mit Matthias Friebe | 23.12.2018
    Die Mannschaft von Borussia Dortmund jubelt.
    Borussia Dortmund ist Herbstmeister. (imago sportfotodienst)
    Zur Winterpause ergibt sich an der Spitze der Tabelle mit Herbstmeister Borussia Dortmund ein ungewohntes Bild. Doch die Dortmunder üben sich in Understatement und wollen nicht von der Meisterschaft sprechen. "Ich glaube, die denken wirklich so. Das merkt man bei den Spielern in den Aussagen, die heben da ja überhaupt nicht ab, das merkt man bei Michael Zorc, der eine totale Bodenhaftung hat, aber auch bei Sebastian Kehl und Lucien Favre, der ja sowieseo immer eine Bremse reinhaut", so WDR-Sportreporterin Anne van Eickels. ‚Wir denken von Spiel zu Spiel‘ sei inzwischen schon zum schwarz-gelben Mantra geworden. "Das ist wirklich bei denen in den Köpfen verankert und nicht Understatement."
    Was sich beim BVB zu vorherigen Jahren geändert habe, sei einfach der Trainer, meint Marcus Bark. Lucien Favre habe es mit einer enormer Geschwindigkeit geschafft, aus diesen Spielern eine richtige Mannschaft zu formen: "Er hat die Spieler besser gemacht, er hat alles zusammengefügt, und dann sind sie schon zu Beginn in einen Lauf gekommen. Schon bist du in einem Höhenflug, und der hält bis jetzt bei Dortmund an".
    "Ein erntzunehmender Rivale"
    Die Bayern würden den Dortmundern für ihre Leistung in der Hinrunde absoluten Respekt zollen, sagt Günter Klein. Der Name Lucien Favre sei auch immer wieder in München gehandelt worden. Die Bayern wüssten, "dass ihnen da durchaus – zumindest für diese Saison – ein sehr ernstzunehmender Rivale erwachsen ist."
    Fußball sei Ergebnissport und die Bayern hätten die letzten Spiele sehr zufriedenstellend gelöst. Deshalb stehe der Trainer Nico Kovac nicht mehr zur Disposition. "Es ist klar, dass man mit Nico Kovac jetzt bis zum Ende der Saison plant", meint Günter Klein. Stelle man sich jedoch vor, die Bayern kämen auch in der Rückrunde nicht an Dortmund ran und scheiterten wohlmöglich in der Champions League am FC Liverpool, dann könne der Trainer ganz schnell wieder im Mittelpunkt der Kritik stehen.
    Für Anne van Eickels gehört Borussia Mönchengladbach zu den großen Überraschungen der Hinrunde: "Dass die so konstant da punkten können und die beste Hinrunde seit 25 Jahren gespielt haben, das hat mich schon überrascht", so van Eickels. Die negative Überraschung sei für sie Schalke 04. "Ich hab gedacht, dass die sich weiterentwickeln können." Es seien nicht die richtigen Spieler für das System von Domenico Tedesco gekauft worden.
    Schere zwischen 1. und 2. Liga ist sehr groß geworden
    Viele hätten vor der Saison vermutet, dass Eintracht Frankfurt denselben Weg nehmen könne wie der 1. FC Köln die Saison zuvor, sagt Marcus Bark. Dann hätten die Frankfurter in einer sehr schwierigen Europa-League-Gruppe alle Spiele gewonnen und "haben jetzt 27 Punkte, sind auf dem fünften Tabellenplatz und das mit einem Trainer, der von 70% der Tipp-Kick-User als erste Entlassung getippt wurde – das ist schon phänomenal, was da passiert ist."
    Die Schere zwischen der 1. Und der 2. Bundesliga sei inzwischen sehr groß geworden, sagt Anne van Eickels. Vereine wie der 1. FC Köln oder der Hamburger SV könnten einen Abstieg für eine Saison finanziell überstehen, aber ein Verein wie Nürnberg, der jetzt mehrere Jahre in der 2. Liga gespielt habe, könne sich kaum wieder in der 1. Liga etablieren.
    Ob die spannende Saison der Marke Bundesliga helfen könne, bezweifelt Marcus Bark. Die Vermarktung im Ausland könne nur dann gelingen, wenn man wirklich sehr attraktiven Fußball biete. Das ganz große Problem der Sprache könne man nie aufholen. Man könne sich nur über Attraktivität definieren, über einen spannenden Meisterschaftskampf. "Das Tempo was in der Bundeliga gespielt wird, hinkt doch dem englischen Tempo oftmals sehr hinterher, deshalb wird es die Bundeliga in den nächsten Jahren sehr schwer haben", so Marcus Bark.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.