Donnerstag, 18. April 2024

documenta-echo: Prinz Gholam
Kreuzritter ohne Kreuz

Ein junger Brandstifter ist erschöpft zu Boden gesunken, über ihm schwenken Kreuzritter ihre Fahnen. Was Eugène Delacroix 1840 auf Leinwand malte, eignen sich die Künstler von Prinz Gholam mit dem eigenen Körper an. In Haltungen und Posen verhandelt das Duo den "Einzug der Kreuzfahrer in Konstantinopel".

Von Isabelle Klein | 03.06.2017
    Die beiden Künstler Wolfgang Pinz und Michel Gholam performen zusammen vor Zuschauern vor den Ruinen der Agora in Athen.
    Prinz Gholam bei ihrer Performance "My Sweet Country" in der Agora in Athen (Deutschlandradio / Änne Seidel)
    Die Künstler Wolfgang Prinz, geboren 1969 in Leutkirch, und Michel Gholam, geboren 1963 in Beirut, machen in ihren gemeinsamen Performances den eigenen Körper mit Haltungen und Posen zum zentralen Element ihrer Kunst und verhandeln dabei Bilder aus Kunstgeschichte, Filmen und den Medien.
    "My Sweet Country"
    In "My Sweet Country" stellt sich das Künstlerpaar dem Gemälde "Einzug der Kreuzfahrer in Konstantinopel" von Eugène Delacroix, "ein Bild über die Müdigkeit einer Epoche", wie Michel Gholam es ausdrückt.
    Portraitfoto der beiden Künstler Michel Gholam, links, Wolfgang Prinz, rechts
    Das Künstlerpaar Michel Gholam und Wolfgang Prinz (Prinz Gholam / privat)
    In ihren Haltungen und Posen interpretieren die Künstler von Prinz Gholam die Positionen der auf dem Gemälde dargestellten Figuren. Je mehr sie jedoch versuchten, sich etwas anzueignen, meint Wolfgang Prinz, "umso mehr wird auch die Diskrepanz deutlich, dass wir eben unseren Körper nicht anpassen können an kulturelle Vorbilder, sondern, dass immer die eigene Identität durchkommt".
    Prinz Gholam: "My Sweet Country" (2017), documenta 14, Olympieion, Athen und Agora von Athen – Odeion des Agrippa, Athen
    documenta-echo mit Auszügen aus: Michel Butor, "Der junge Brandstifter", in: ders., "Dialog mit Eugène Delacroix über den Einzug der Kreuzfahrer in Konstantinopel", Tropen-Verlag, 1998, S. 82-85 und Charles Baudelaire, "Die Leuchttürme", in: ders., "Die Blumen des Bösen", Bondi, 1901, S.20-22.