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Dominanz im Weltraum
Donald Trumps "Space Force"

US-Präsident Trump will eine eigene Organisationseinheit für die Aktivitäten im All einführen. Damit soll die Position der USA gegenüber Russland und China gestärkt werden. Welche Richtung Trump mit der neuen Space Force vorgeben wird, ist allerdings selbst Experten noch unklar.

Von Karl Urban | 21.06.2018
    Astronaut im Weltall arbeitet an einer Raumstation.
    Im All steckt die USA derzeit viel Geld in Satelliten zur GPS-Navigation und zur Telekommunikation. (NASA)
    Für die Verteidigung Amerikas geht es nicht nur darum, im All präsent zu sein. Amerika muss im All Dominanz ausüben. Das sagte Donald Trump am Montag zur Eröffnung einer Sitzung des Nationalen Weltraumrats im Weißen Haus. Dafür sollen die USA ihre Streitkräfte laut Trump umstrukturieren: Aktivitäten im All, die bisher bei der Air Force angesiedelt waren, sollen zukünftig einer eigenen Organisationseinheit angehören: der Space Force.
    "Die Vereinigten Staaten sind besorgt, dass ihr Vorsprung im All gegenüber Russland und China schrumpft. Denn die entwickeln derzeit ihre eigenen Technologien: Angriffs- und Verteidigungssysteme und auch solche, die Militäroperationen auf der Erde unterstützen, die den Vorsprung der USA verkleinern", sagt Brian Weeden vom Thinktank Secure World Foundation in Washington. Laut Weeden werden die US-Rüstungsausgaben im All derzeit vor allem für Satelliten zur GPS-Navigation und zur Telekommunikation für die US-Truppen auf der Erde eingesetzt - und nicht, um im All Krieg führen zu können.
    Stören fremder Satelliten
    Die USA verfügen allerdings schon heute über allerlei Technologien, um die Satelliten ihrer Opponenten im Ernstfall behindern zu können: Das US-Militär kann andere Satelliten derart stören, dass deren Signale nicht mehr zum Boden durchdringen. Laser auf der Erde können Kameras und andere sensible Instrumente an Bord von Satelliten blenden oder sogar beschädigen. Immer wieder testeten geheime US-Satelliten die Annäherung an andere Raumfahrzeuge: Im Juni 2017 flog einer von ihnen sogar bis auf gerade noch sechs Kilometer an die Internationale Raumstation heran, vermutlich zu Testzwecken. 1985 und noch einmal 2008 ließ die Navy sogar jeweils einen defekten US-Satelliten von einer Rakete abschießen. Doch diese offensiven Fähigkeiten werden schon lange nur auf Sparflamme weiterentwickelt. Denn die technologisch ohnehin überlegenden USA wollten die Rüstungsspirale im All nicht übermäßig anheizen.
    "Die Entscheidung für Anti-Satelliten-Waffen hat schon die Ford-Regierung vor 40 Jahren gefällt. Das Programm erhielt unter Präsident Carter grünes Licht, bevor es dann 1985 getestet wurde", sagt Weeden. Das passierte sogar vor dem sogenannten "Star Wars"-Programm von Ronald Reagan: Dominanz im All besitzen die USA also schon lange. Seit 20 Jahren diskutieren die US-Strategen nun allerdings, wie sie diese Dominanz verteidigen können. Präsident Barack Obama gab die Devise aus, die Satellitennetzwerke im All müssten widerstandsfähiger werden, also resilienter. Die Satelliten müssten dafür kleiner und zahlreicher gestartet werden, damit der Verlust einzelner Komponenten nicht das gesamte Netzwerk schwächt. Denn bislang sind die für das US-Militär arbeitenden Satelliten meist viele Tonnen schwer und leicht anzugreifen.
    "Das ist noch gar nicht umgesetzt worden. Jahre sind seither vergeudet worden, um darüber zu diskutieren, was Resilienz überhaupt bedeutet und wie man sie messen kann. Und es gab auch einigen institutionellen Widerstand, weil ja die Art und Weise geändert werden soll, wie Satelliten bestellt und gebaut werden", sagt Experte Weeden.
    Militärische Operationen im All nicht verboten
    Brian Weeden befindet sich derzeit auf einer Konferenz des Ausschusses für die friedliche Nutzung des Weltraums der Vereinten Nationen in Wien zum Anlass des vor 50 Jahren unterzeichneten Weltraumvertrags. Der Vertrag verbietet zwar den Staaten, Massenvernichtungswaffen im All zu stationieren, nicht aber militärische Operationen im All oder den Abschuss von Satelliten. Seit den 1960er Jahren ist es den Vertragsstaaten nicht gelungen, dieses recht vage Regelwerk enger zu fassen – und die Erdumlaufbahn für alle Staaten besser zu schützen. Das ist heute schwerer denn je: Zu viele Akteure tummeln sich mittlerweile im Orbit, zu viele Staaten melden eigene Interessen an.
    Welche Richtung die USA in dieser Gemengelage mit ihrer neuen Space Force vorgeben, ist allerdings noch unklar: Denn dass Donald Trump im Erdorbit von der eher defensiven Strategie seiner Vorgänger abweichen wird, ist bislang nicht zu erkennen. Weeden: "Wir wissen es nicht. Ich meine, es gab keinerlei öffentliche Bekanntmachungen über irgendwelche neu zu entwickelnden offensive Anti-Satelliten-Waffen von der US-Regierung."