Donnerstag, 28. März 2024

Archiv


"Don Quijote"

Geradezu entgegengesetzt verhält es sich mit dem nächsten Produkt. Es bezieht sich auf einen Komponisten, ein Stimmfach und eine Dramaturgie des Barock und verknüpft diese mit Instrumenten und Klängen des Jazz. Saxophonist Ralf Altrieth und Countertenor Johannes Reichert stießen bei der Suche nach einem geeigneten Stoff auf Henry Purcells "Don Quijote"-Fragment, über dem der englische Orpheus 1695 unvollendeter Dinge verstarb. Um dieses Bühnenstück zu vollenden, bedienten sich Altrieth und Reichert der im Barock verbreiteten Pasticcio-Technik - schon Vorhandenes nachzunutzen und den musikalischen Part einer neuen Oper aus Versatzstücken anderer, schon bekannter zusammenzusetzen. Hier ist das mit Hilfe von Arien aus Opern und Bühnenmusiken Henry Purcells wie "Dido and Aeneas", "King Arthur" oder "The Fairy Queen" geschehen. Hier interessieren weniger die Story noch die szenische Realisierung des Stücks, sondern der musikalische Extrakt, der beim Kleinlabel meta records herauskam. Dreizehn Gesänge aus Purcells Feder; neu instrumentiert für eine reizvolle Kammerbesetzung, die in Gestalt von Sopransaxophon, Klavier und Violoncello ein Basso continuo plus Melodieninstrument zum Jazztrio umfunktioniert. Keinesfalls reproduzieren diese drei notengetreu barocke Musik. Saxophon, aber auch das Klavier und das Streichinstrument ziehen neue Ebenen ein, setzen Kontrapunkte, kombinieren das englische Barock mit Gesten des Swing und der Improvisation. Die Klangwelt des Trios und das Timbre des Countertenors ergeben dabei allerdings eine Melange, die an manchen Stellen etwas gewöhnungsbedürftig ist. * Musikbeispiel: Purcell, 'Wondrous machine' aus: "Hail! Bright Cecilia" Bühnenmusik von Henry Purcell - arrangiert für Jazztrio und Countertenor und in Pasticcio-Technik zur Kammeroper "Don Quijote" zusammengestellt. Auf der bei Meta records erschienenen CD musizieren

Frank Kämpfer | 24.11.2002