Dienstag, 23. April 2024

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Doping
"Das Anti-Doping-System muss sich weiter entwickeln"

Die neuen Erkenntnisse der ARD-Doping-Dokumentation seien nicht das Ende des Anti-Doping-Kampfes, wie man ihn bisher gekannt habe, sagte Jorge Leyva, der Direktor der iNADO im Dlf. Man müsse sich jeden Einzelfall genau anschauen und alle Informationen dazu zusammentragen", sagte der iNADO-Direktor.

Jorge Leyva im Gespräch mit Matthias Friebe | 18.07.2021
Doping-Kontrolle des Schwedischen Fußball-Verbandes
Die ARD-Dopingredaktion und das Kölner Institut für Rechtsmedizin berichten, schon ein kurzer Hautkontakt könne zu positiven Dopingtests führen. (imago )
Die neuen Erkenntnisse der ARD-Doping-Dokumentation seien nicht das Ende des Anti-Doping-Kampfes, wie man ihn bisher gekannt habe, sagte Jorge Leyva, der Direktor der iNADO, dem Zusammenschluss von 69 nationalen Anti-Doping-Organisationen, im Deutschlandfunk. "Das Anti-Doping-System muss sich weiter entwickeln, wir müssen uns Gedanken machen, ob dass, wie wir positive Fälle momentan analysieren und sanktionieren, das Richtige ist".
Das Bild zeigt Material für Dopingkontrollen bei den Olympischen Jugend-Winterspielen im Januar 2020 in Lausanne.
Doping - Ungewollt gedopt?
Wer positiv getestet wurde, ist schuldig, es sei denn, er kann den Nachweis seiner Unschuld erbringen. Eine neue Dokumentation der ARD-Dopingredaktion stellt diese jahrzehntelange Praxis aber nun infrage.

"Umkehr der Schuld muss sich weiter entwickeln"

Ihn habe schon überrascht, wie einfach es ist, sich durch einfache Berühungen mit Doping zu kontaminieren und ein Sportler Doping positiv sein kann. "Vielleicht muss sich die Umkehr der Schuld weiter entwickeln. Das sie ganz komplett abgeschafft wird, sehe ich nicht als praktikabel", sagte Leyva.
Blutproben in einem Schweizer Labor
Neue Erkenntnisse zur Übertragung von Dopingmitteln
Die jüngsten ARD-Recherchen zu Übertragungen von Dopingsubstanzen über die Haut müssten Folgen für die Rechtsprechung haben, meinen der Sportrechtler Michael Lehner und ARD Doping-Experte Hajo Seppelt.
Bei den Dopingproben müsste man Untergrenzen festlegen, unter der ein Test überhaupt erst als positiv gewertet werden könnte, dann könne man Fälle durch Kontaminierungen ausschließen. Man könne auch die strikte Anlegung des Prinzips Umkehr der Beweislast nicht mehr so pauschal anwenden.
"Für mich ist momentan die beste Lösung, in jedem Einzelfall zu entscheiden und alle Informationen, die im Umfeld der Dopingprobe geschehen sind, zu sammeln", sagte der iNADO-Direktor.
Eine Dopingteststelle im Olympiadorf in Tokio
Die Umkehr der Beweislast ist nicht mehr zu halten
Ein Experiment zeigt, wie einfach Sportlerinnen und Sportler ungewollt gedopt werden können. Das Prinzip des "strict liability", bei dem Sportler verantwortlich dafür sind, was in ihrem Körper steckt, kann nicht weiter gelten, kommentiert Jessica Sturmberg.