Dienstag, 19. März 2024

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Doping-Experte Seppelt
"Propagandistisch ausgeschlachtet"

Erst Interview, dann Rausschmiss: Der ARD-Dopingexperte Hajo Seppelt hat denkwürdige Erfahrungen mit dem russischen Fernsehen gemacht. Im DLF berichtet er von der "äußerst unerfreulichen" Begegnung in einem Kölner Hotel. Der WDR prüft juristische Schritte gegen "Rossija TV".

Hajo Seppelt im Gespräch mit Christoph Sterz | 11.06.2016
    Der ARD-Journalist und Doping-Experte Hajo Seppelt.
    Der ARD-Journalist und Doping-Experte Hajo Seppelt. (picture alliance/dpa - Jens Wolf)
    Hajo Seppelt ist einer der bekanntesten deutschen Reporter, wenn es um Recherchen über Doping geht. Er hat sich in einer Reihe von Dokumentationen für die ARD mit dem Doping in Russland beschäftigt und ist auch regelmäßig zu Gast in den Sportsendungen des DLF. Zuletzt lief am vergangenen Mittwoch der Film "Geheimsache Doping: Showdown in Russland".
    Die aktuelle Geschichte beginnt in einem Kölner Hotel. Dort besucht ein Filmteam von "Rossija TV" den Doping-Experten - gedreht werden soll ein Interview mit Seppelt, geführt von der Journalistin Olga Skabajewa. "Die ersten 20 Minuten waren ganz normal", sagte Seppelt in der Sendung "Markt und Medien" im DLF. Es sei um seinen jüngsten Film gegangen und die Fragen seien auch ganz vernünftig gewesen.
    "Unsanft rausgeschubst"
    Nach etwa 20 Minuten aber habe das Gespräch merkwürdige Züge angenommen. Plötzlich sei er gefragt worden, ob er das russische Volk beleidigen wolle und vom Geheimdienst bezahlt werde. Für ihn sei klar gewesen: Nun hat es keinen Sinn mehr, das Interview weiterzuführen. Seppelt räumt auch ein, dass er zu spät realisiert habe - und das sagte er etwa auch der FAZ -, dass das Gespräch als Provokation gedacht war.
    Denn: Gegen seinen Willen filmte das russische Team aber in Seppelts Hotelzimmer weiter, "in meinem Schlafzimmer- und Küchenbereich". Er habe die Russen dann irgendwann "unsanft rausgeschubst", allerdings hätten sie sich trotzdem weiter im Hotel aufgehalten. Daraufhin habe er Sicherheitsdienst und Polizei gerufen.
    Für Seppelt geht es in dem Sachverhalt um eine "strafrechtliche Dimension", der WDR prüft juristische Schritte gegen Rossija TV. Der russische Sender strahlte einen sechsminütigen Beitrag über den Termin aus und stellte ihn ins Internet, obwohl das Interview weder von Seppelt noch vom WDR freigegeben wurde. "Die haben das propagandistisch ausgeschlachtet", kritisiert Seppelt.
    Wenn Sie sich selbst ein Bild machen wollen - hier finden Sie den Beitrag des russischen Fernsehens mit deutschen Untertiteln.
    Das gesamte Gespräch können Sie mindestens sechs Monate in unserer Mediathek nachhören.