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Doping
Helden oder Nestbeschmutzer?

Whistleblowerin Julia Stepanowa hofft als Anerkennung für ihre Rolle als Kronzeugin im Doping-Skandal in der russischen Leichtathletik auf einen Start bei Olympia in Rio. Noch ist das nicht sicher. Wie aber sollte der Sport generell mit Whistleblowern umgehen?

Johannes Ludwig im Gespräch mit Bastian Rudde | 16.07.2016
    Die russische Leichtathletin und Doping-Whistleblowerin Julia Stepanowa bei den Dreharbeiten zu einer ARD-Doku
    Die russische Leichtathletin und Doping-Whistleblowerin Julia Stepanowa bei den Dreharbeiten zu einer ARD-Doku (Deutschlandradio/Jürgen Kalwa)
    "Das Thema Whistleblower im Sport ist in allen westlichen Ländern noch nicht so richtig gut angekommen", sagte Johannes Ludwig vom eingetragenen Verein "Whistleblower Netzwerk", der in Deutschland seinen Sitz hat. Viele machten sich nicht klar, was der Begriff bedeute.
    "Whistleblower sind Menschen, die Alarm schlagen, bevor das Kind in den Brunnen gefallen sind", so Ludwig. Im Sport gehe es um die Einhaltung von sauberen Spielregeln. Dies sei von Land zu Land sehr unterschiedlich. In Deutschland und in den USA würde daher Frau Stepanowa für ihre Aussagen anerkannt werden. "In Russland gilt sie als Nestbeschmutzerin."
    Signal für den Sport
    Stepanowas Olympiateilnahme wäre "ein ganz wichtiges Signal für den Sport", sagte Ludwig weiter. Er plädierte für die Einrichtung anonymer Hotlines für Whistleblower. Vor allem aber müsse der Wille des Systems da sein, dass Whistleblowing erwünscht sei.
    Stepanowa und ihr Mann Witali Stepanow, ein ehemaliger Mitarbeiter der russischen Anti-Doping-Agentur RUSADA, hatten den Skandal mit ihren Aussagen in der ARD-Dokumentation "Geheimsache Doping" ins Rollen gebracht. Danach verließen die inzwischen 29 Jahre alte Mittelstrecklerin und ihr Gatte Russland aus Angst vor Vergeltungsmaßnahmen staatlicher Institutionen und setzten sich an einen geheimen Ort in die USA ab.
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