Donnerstag, 18. April 2024

Archiv


Dopingfall Contador vor dem Abschluss

Es könnte vorerst die letzte Etappe für Alberto Contador gewesen sein. Am Sonntag saß der Spanier noch einmal im Sattel beim Eröffnungsrennen der Mallorca Rundfahrt. Montag will der internationale Sportgerichtshof, CAS, in Lausanne dann endlich Klarheit in den schier unendlich anmutenden Fall Contador bringen.

Von Robert Kempe | 05.02.2012
    Der Spanier wurde während der Tour de France 2010 – also vor gut eineinhalb Jahren - positiv auf die leistungssteigernde Substanz Clenbuterol getestet. Im Urin des dreimaligen Tour-Siegers wurden damals geringe Clenbuterol-Spuren nachgewiesen. Diese erklärte der Radprofi stets mit dem Verzehr von kontaminiertem Fleisch aus Spanien. Vom spanischen Radsportverband wurde Contador – wohl auch wegen Einflussnahme der Politik - nach kurzzeitiger Suspendierung freigesprochen.

    Der Weltradsportverband, UCI, sowie die Weltantidoping Agentur, WADA, legten dagegen im Frühjahr 2011 Einspruch beim CAS ein. Der Prozessbeginn wurde zweimal verschoben. In der Zwischenzeit startete der Spanier bei mehreren Radrennen, und gewann unter anderem den Giro d’Italia und wurde Fünfter bei der Tour. Erst im November kam es zu vier Prozesstagen in Lausanne. Die Anhörung war eine der aufwändigsten in der Geschichte des CAS. Beide Seiten reichten unzählige Dokumente ein – allein Contadors Anwälte über 3000 Seiten. 23 Zeugen wurden geladen, nur das Verfahren gegen Radprofi Floyd Landis war umfangreicher.

    Für das Urteil wird es entscheidend sein, ob es Contador mit seinen vier Anwälten schafft, mit seiner Fleischthese die CAS-Richter zu überzeugen. Dabei wird man wohl auch auf Fälle aus der jüngsten Vergangenheit verwiesen haben, bei denen es trotz positiver Clenbuterol-Befunde Freisprüche gab:

    Neben 109 Spielern bei der U17-Junioren-Fußball-WM in Mexiko im Sommer letzten Jahres, gab es auch den Fall des deutschen Tischtennisspielers Dimitri Ovtcharov. Dessen positiver Test wurde mit dem Konsum von verunreinigter Nahrung während einer China-Reise begründet. Auch er wurde freigesprochen. WADA und UCI hingegen verwiesen auf Statistiken, dass in Spanien in den letzten Jahren keine Fälle, des auch in der Kälbermast eingesetzten Mittels, registriert sind.

    Ein Freispruch Contadors könnte Verschwörungstheorien nach sich ziehen. So warf der Finanzier von Contadors Konkurrenzteam Nissan-Radioshack dem Vorsitzenden Richter, Ephraim Barak, Parteilichkeit vor. Der Israeli, so der Vorwurf, habe das Saxo-Bank Team des Spaniers zu einem Trainingslager in sein Heimatland gelotst. Um die Anschuldigungen fehlender Neutralität zurückzuweisen, sah sich der CAS gar zu einer Stellungnahme gezwungen. Doch dies war nicht der einzige Eklat.

    So soll Barak auch die Aussage des Hauptbelastungszeugen der WADA, des australischen Blutspezialisten Michael Ashenden, nicht zugelassen haben. In Contadors Urin wurden neben dem Clenbuterol auch eine hohe Konzentration an Plasticizern gemessen - sogenannte Weichmacher, wie sie auch bei der Produktion von Blutbeuteln verwendet werden. Ashenden wollte darlegen, inwieweit auch mögliches Eigenblutdoping Contadors Clenbuterolbefund erklären könnte. Seine Analysen bleiben unberücksichtigt.

    Am Montag dürfte die unendliche Geschichte Contador zumindest sportrechtlich ein Ende haben.