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Dopingskandal
Fifa-Ethiker untersuchen Rolle des russischen Sportministers

Der Fußball-Weltverband Fifa ist zwar selbst von Skandalen erschüttert, hat aber im Gegensatz zum IOC eine eigene Ethik-Kommission. Die erbittet nun Hinweise auf die Verwicklung des russischen Sportministers Witali Mutko in den Dopingskandal. Denn Mutko ist auch im Fifa-Vorstand - und als Präsident des russischen Fußballverbands für die Organisation der WM 2018 in Russland zuständig.

Von Thomas Kistner | 19.07.2016
    Witali Mutko soll einen Dopingbefund eines ausländischen Fußballprofis in Russland vertuscht haben
    Witali Mutko soll einen Dopingbefund eines ausländischen Fußballprofis in Russland vertuscht haben (picture alliance / dpa / EPA/YURI KOCHETKOV)
    Von überraschender Seite erfolgt jetzt ein Angriff auf diese olympisch-russische Wagenburg. Der Fußball-Weltverband Fifa hat, anders als das IOC, eine unabhängige Ethikkommission. Und diese wurde bereits am Dienstag tätig in Sachen Mutko. Denn der russische Sportminister sitzt auch im Fifa-Vorstand.
    Die Fifa-Ethiker teilen mit, dass sie den Wada-Bericht "eingehend prüfen" und im Falle von Verstößen gegen ihren Ethikcode ermitteln werden. In Wada-Kreisen heißt es, die Drähte glühen schon. Die Fifa-Ethiker erbitten konkrete Beweise für eine Verwicklung Mutkos, um ihn per Sperre aus dem Fifa-Amt verbannen zu können.
    McLaren-Bericht zeigt Mutkos Einmischung auf
    Auf solche harten Belege weist der McLaren-Report explizit hin. Mutko soll in zumindest einem Fall persönlich das Vertuschen eines Dopingbefundes bei einem ausländischen Profi in der russischen Topliga befohlen haben. Diese Order sei mit seinem Kurzel "VL" (Vitaly Leontijewitsch) versehen. Weiter heißt es im Bericht: "E-Mail-Beweise zeigen, dass die Entscheidung für die Fußballspieler der finale Beschluss von VL war." Liegen diese Mails vor, müsste die Fifa Mutko suspendieren.
    Für Russland wäre, zwei Jahre vor der Fußball-WM im eigenen Land, ein Revirement auf höchster Funktionärsetage auch ein organisatorisches Problem. Mutko wäre im Falle einer Sperre für alle Fußballtätigkeiten verbannt. Dann bräuchte Putin in kürzester Zeit einen neuen Mann, der sich rasch mit der Fußballwelt vernetzen müsste.
    Und der nebenbei dafür zu sorgen hätte, dass der seit Jahren schwächelnde russische Fußball just bei der WM 2018 in WM-Titel-reifer Form ist - ohne Hilfe des russischen Geheimdienstes. Im Talentsport Fußball ist so eine Aufgabe kaum zu bewältigen.