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Dortmund
Ein Masterplan für die Energiewende in der Großstadt

Bessere Zusammenarbeit, bessere Infrastruktur und weniger ungenutzte Ressourcen: Das Dortmunder Gewerbegebiet Dorstfeld-West macht vor, wie die Energiewende in der Großstadt aussehen könnte. Mit einem Masterplan sollen sowohl Unternehmen als auch Bürger helfen, ihre Gemeinden zukunftsfähig zu machen.

Von Kai Rüsberg | 20.02.2015
    30 Unternehmer sind an diesem grauen Morgen zum Arbeitsfrühstück zusammen gekommen. Standortdialog im Gewerbegebiet Dorstfeld-West. Die Stadt hat ein Zukunftskonzept für das größte Gewerbegebiet in Dortmund angekündigt. Zuerst stellen Fachleute von einem Planungsbüro ihre Analysen vor.
    "Der nächste Punkt, ÖPNV. Wir haben die Buslinien angeguckt. Alles geht außen rum. Da gibt es hier einen Bereich, der nicht gut erschlossen ist mit dem ÖPNV."
    Ziel ist, dass die vielen Betriebe besser zusammen arbeiten und dadurch Energie einsparen. Das macht Sinn, sagt Logistikunternehmer Peter Kühne, der gerade erst eine Betriebserweiterung abgeschlossen hat.
    "Grundsätzlich freut es mich, dass sich die Stadt um das Gewerbegebiet kümmert. Es ist so, dass wir über die Kühlung unserer medizinischen Geräte auch Abwärme haben, die wir eigentlich auch 100 Prozent nutzen, jetzt aber eine Erweiterung haben, wo man nachdenken kann, diese Wärme zu teilen."
    Dortmund als Vorreiter
    Dortmund ist die nach eigenen Angaben erste Stadt in Deutschland, die einen Masterplan für die kommunale Energiewende aufgestellt hat.
    Begonnen hat alles mit gemeinsamen Treffen der verschiedensten Akteure der Energiewirtschaft, zu denen Oberbürgermeister Ulrich Sierau eingeladen hatte.
    "Das war hilfreich, die Menschen zusammen zu bringen, weil einige Menschen gute Erfahrungen gemacht hatten und den anderen erzählt haben: Mensch, da kommt auch wirklich was auf den Platz. Also verändern wir Realität in dieser Stadt."
    Jetzt gibt es eine Liste mit 47 sehr unterschiedlichen Projekten: Von einer Bildungs-App für Smartphones von Jugendlichen, über diverse große Forschungs- und Anwendungsprojekte in Zusammenarbeit mit Unis und Firmen bis zur altengerechten Mobilität im Wohnumfeld.
    "Wir haben zum Beispiel viele Ladestationen von Elektroautos, trotz der hohen Preise, die man für die Fahrzeuge bezahlen muss, zunehmend im privaten Bereich ein Interesse gibt, Elektrofahrzeuge zu kaufen."
    Erste Erfolge
    Der Oberbürgermeister verweist stolz auf erste Erfolge seines Masterplans Energiewende. Das Projekt, mit seinen Vorarbeiten, habe zahlreiche Arbeitsplätze in der Stadt und Region gesichert und geschaffen, so Ulrich Sierau:
    "Es gibt immer die Diskussion, die Energiewende würde Arbeitsplätze vernichten. Wir haben von 2009 bis 2013 ungefähr vier- bis fünftausend Arbeitsplätze geschaffen. Und der Prozess geht weiter."
    Inzwischen fragen auch andere Kommunen aus ganz Deutschland in Dortmund an:
    "Die sagen: Was habt ihr da gemacht, wie habt ihr das gemacht. Wie habt ihr die Mühen der Ebene überbrückt, sodass am Ende des Tages auch noch alle fröhlich sind."
    Firmenübergreifende Zusammenarbeit
    Zurück in Dorstfeld-West. In der Großdruckerei der "Ruhrnachrichten". Ein industrielles Schwergewicht im Gewerbegebiet. Hier könnten Transporte optimiert, Strom gespart und Abwärme genutzt werden. Die Druckereileitung beteiligt sich gerne sich an dem Zukunftsprozess der firmenübergreifenden Zusammenarbeit, beteuert Meike Tiermann von Lensingdruck.
    "Da versprechen wir uns schon was von. Gerade bei so einem regnerischen Wetter würden wir uns schon freuen, wenn an der S-Bahn ein Wartehäuschen wäre."
    Bürger für die kommunale Zukunft begeistern
    Der nächste Schritt in Dortmund ist, die Bewohner anzusprechen. Projektkoordinatorin Michaela Bonan hält es für die Aufgabe einer Kommune, sie für die lokale Energiewende zu begeistern.
    "Bei dem Bürger ist es so, dass es über den Geldbeutel geht. Aber letztlich ist es unsere Aufgabe als Kommune, den Menschen zu erklären, wie die Energiewende funktioniert und dass wir jetzt die Zukunft unserer Städte für die nächsten 50 Jahre gestalten."