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DOSB
53 Millionen Euro für die Spitzensportreform

Die geplante Spitzensportreform von DOSB und Bundesinnenministerium hat noch einen weiten Weg vor sich: Nicht nur die Grünen, auch die Linksfraktion im Bundestag sehen "massiven" Änderungsbedarf. Der DOSB versucht derweil weiter, Fakten zu schaffen: Er fordert für die Reform einen Mehrbedarf im Haushalt von 53 Millionen Euro.

Von Robert Kempe | 28.01.2017
    Bundesinnenminister Thomas de Maizière (r) und DOSB-Präsident Alfons Hörmann bei einer Pressekonferenz
    Bundesinnenminister Thomas de Maizière (r) und DOSB-Präsident Alfons Hörmann planen die Spitzensportreform (picture alliance / dpa, Britta Pedersen)
    Die Reform der Spitzensportförderung - für die Grünen ist das noch nicht erledigt. Sie wollen das Thema auf die Agenda des Bundestags setzen. Das von DOSB und Bundesinnenministerium erbarbeitete Konzept benötige eine fundierte Überarbeitung, begründet Özcan Mutlu den Antrag der Grünen:
    "Das, was gerade vorliegt, fokussiert sich voll auf die Medaillen- und auf die Finalplätze. Das ist unserer Meinung nach schädlich für den Sport."
    Trainer und Athleten sollen stärker in den Mittelpunkt gerückt werden, zudem fordern die Grünen ein Transparenzportal, um mehr Licht in die unübersichtliche Verbandsförderung zu bringen. Derzeit fördert die Bundesregierung den Sport mit rund 300 Millionen Euro jährlich.
    Eine weitere Forderung der Grünen: internationale Initiativen von Staat und Sport gegen Korruption, Doping und Spielmanipulation, so Mutlu.
    "Der Sport ist in einer weltweiten Krise, und wir in Deutschland müssen mit gutem Beispiel vorangehen. Das alles wird unberücksichtigt gelassen, genau wie das Thema Breitensport, was sich in dieser Spitzensportreform gar nicht wiederfindet."
    Linke sieht "massiven Änderungsbedarf"
    Zustimmung zur Reform oder alternativ nicht mehr Geld, das war die Wahl, vor die die Vertreter der Sportverbände bei der DOSB-Mitgliederversammlung im Dezember gestellt wurden. In der verabschiedeten Beschlussfassung heißt es ausdrücklich, dass die Reform einer Weiterentwicklung und Spezifizierung bedarf.
    Alles andere als ein klares Bekenntnis des Sports zur Reform von DOSB und BMI. Das sieht auch der Linke André Hahn so. Es gebe weiter massiven Änderungsbedarf. Grundsätzliche Fragen, etwa eine dauerhafte Finanzierung von Trainern, habe man nicht berücksichtigt. Der Bundestag sei bei der Konzeptentwicklung von vornherein übergangen und vor vollendete Tatsachen gestellt worden, kritisiert Hahn:
    "Wir müssen doch deutlich sagen, welche Ausrichtung des Sports wir wollen. Wir führen keine gesellschaftliche Debatte über die Rolle des Sports. Was wollen wir mit Spitzensport, den wir jährlich mit einem dreistelligen Millionenbetrag fördern? Wichtig ist, dass wir öffentlich und im Plenum des Bundestags darüber diskutieren. Die Bundesregierung will das offenbar nicht, und von der Koalition habe ich immer nur das große Grummeln gehört und die Unzufriedenheit, dass man übergangen worden ist im Sportausschuss. Aber ansonsten ist Schweigen im Walde."
    Eine öffentliche Debatte? Bisher ist sie nicht geplant. Die Große Koalition sieht die Reform weit weniger kritisch. Der SPD-Politiker Matthias Schmidt:
    "Es ist ein Schritt in die richtige Richtung. Der Sport wird etwas straffer organisiert. Gute Leistungen werden honoriert, Anreizsysteme werden geschaffen. Wir wollen etwas tun für die Trainer. Trainer sind der Schlüssel zum Erfolg. An der Stelle wollen wir noch ein bisschen nachdenken. Und auch - insgesamt für die Gesellschaft sehr wichtig - die duale Karriere."
    Informationen zur Umsetzung der Reform sind weiter rar
    Aus der Großen Koalition heißt es, dass man an einem gemeinsamen Antrag arbeite. Wann der kommt? Ungewiss. Der zum 13. Sportbericht der Bundesregierung dauerte über 16 Monate. Doch auch ohne Antrag: Der sportpolitische Sprecher der Union versprach schon einmal in der letzten Bundestagsdebatte zum Sport, sich für mehr Steuergeld einzusetzen. Ganz im Sinne des Bundesinnenministers.
    Allgemein sind die Informationen der Abgeordneten zur Umsetzung der Reform weiter rar. Etwa zu der vorgesehenen Potas-Kommission. Die soll zukünftig die einzelnen Disziplinen bewerten. Die Basis für die finanzielle Förderung. Dafür bewilligte das Parlament schon für dieses Jahr 700.000 Euro. Doch die Kommission hat ihre Arbeit noch nicht aufgenommen. Ein Vorsitzender ist immer noch nicht gefunden. Das BMI teilte mit, dass die Kommission erst nach der Unterrichtung des Kabinetts mit ihrer Arbeit anfangen könne, diese ist bisher für Mitte Februar vorgesehen.
    Fraglich ist zudem, wie sich die Reform im Wahljahr 2017 weiter umsetzen lässt. Schließungen von Olympia- und Bundesstützpunkten etwa werden kaum geräuschlos über die Bühne gehen.
    Währenddessen versucht der DOSB aber weiter, Fakten zu schaffen: Auf Deutschlandfunk-Anfrage teilte das BMI erstmals mit, dass der DOSB Vorschläge zum aus seiner Sicht erforderlichen Mehrbedarf für den Haushalt 2018 schon unterbreitet hat. Die Höhe: 53 Millionen Euro.