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DOSB
Beschwerden gegen Vesper

Der Deutsche Olympische Sportbund feiert mit einem großen Festakt sein zehnjähriges Bestehen. Doch hinter den Kulissen brodelt es gewaltig. Das Führungsduo des DOSB steht in der Kritik.

Von Andrea Schültke | 19.05.2016
    Der Vorstandsvorsitzende des DOSB Michael Vesper.
    Der Vorstandsvorsitzende des DOSB Michael Vesper. (picture alliance/dpa - Bernd Thissen)
    "Aus meiner Sicht ist der Vorgang damit abgeschlossen". Mit diesen Worten endet ein Bericht von Jürgen Thumann. Am 29. April setzte der Good-Governance-Beauftragte des Deutschen Olympischen Sportbundes damit seinen Schlusspunkt unter eine Untersuchung von "etwaigen Regelverstößen von Präsidiums- und Vorstandsmitgliedern". Dieser Bericht liegt dem DLF in Auszügen vor.
    Zum Hintergrund:
    Im Februar hatte der DOSB mit dem Juristen Carsten Thiel von Herff einen Ombudsmann installiert.
    "Meine Aufgabe ist es, Hinweise auf Gesetzesverstöße oder auch auf Verstöße gegen interne Regelungen immer mit Bezug zum DOSB entgegenzunehmen."
    Entsprechende Meldungen sind wohl bei ihm eingegangen. In seinem Bericht bezieht sich Jürgen Thumann konkret auf eine Person:
    "Das Verhalten von Herrn Vesper in den mir zur Kenntnis gegebenen Fällen stellt keinen Verstoß gegen Gesetze oder den Ethik-Kodex des DOSB dar. Allerdings wird sein Verhalten, so wie es von den Hinweisgeberinnen geschildert worden ist, dem Amt des Vorstandsvorsitzenden teilweise nicht gerecht. Das Präsidium des DOSB sollte ihn an seine hervorgehobene Stellung und an seine Vorbildfunktion erinnern."
    Die Rede ist von Michael Vesper. Offenbar hat es ein Verhalten gegeben, das der Good-Governance-Beauftragte als kritikwürdig eingestuft hat.
    Sein Bericht kam vier Wochen, nachdem das DOSB-Präsidium die Vertragsverlängerung mit dem Vorstandsvorsitzenden Vesper bis Ende 2017 bekannt gegeben hat.
    Was diese Vertragsverlängerung angeht kommt Jürgen Thumann zu der Auffassung, die Präsidiumsmitglieder seien bei der Beschlussfassung zur Vertragsverlängerung von Herrn Vesper am 17. März "über den damaligen Stand der Untersuchung umfassend informiert" gewesen. Diese Information sei über den Präsidenten erfolgt.
    Der Vertrag sei dann verlängert worden, schreibt Thumann weiter, gibt allerdings keine Bewertung ab, ob diese Verlängerung vor dem Hintergrund einer laufenden Untersuchung ein korrektes Vorgehen war. Eine Abberufung von Herrn Vesper als Chef de Mission bei den Olympischen Spielen hält Thumann in seinem Bericht für nicht angezeigt.
    Schon im Zusammenhang mit der Untersuchung des Ombudsmannes und dem zu erwartenden Bericht hatte der Deutschlandfunk ein Interview mit Michael Vesper angefragt. Statt des DOSB antwortete eine renommierte Anwaltskanzlei. Ein Interview und Antworten auf die Fragen gab es nicht.
    "Aus meiner Sicht ist der Vorgang CT OS 1/2016 damit abgeschlossen" schrieb Jürgen Thumann am 29. April. Drei Wochen später sieht es allerdings nicht mehr danach aus.