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DOSB
Breiter Rückhalt für Strukturreform

Der Deutsche Olympische Sportbund will sich eine neue Struktur verpassen. Im Dezember soll die Reform bei der Mitgliederversammlung besiegelt werden. Es geht darum, die Zuständigkeiten im DOSB künftig klarer zu definieren - wie in einem gut geführten Unternehmen.

Von Wolfgang Hettfleisch | 13.09.2014
    Das Haus des Sports ist eine Baustelle. Das ist sowohl wörtlich als auch im übertragenen Sinn zu verstehen. Die Zentrale des Deutschen Olympischen Sportbunds im Frankfurter Stadtwald wird derzeit umfassend saniert und teilweise neu errichtet. Und der DOSB, der für die Dauer der Bauarbeiten im nahen Neu-Isenburg residiert, will der Mitgliederversammlung in Dresden am 6. Dezember ein Konzept für die organisatorische Neuordnung des Dachverbands vorlegen. Verbandspräsident Alfons Hörmann sagt:
    "Acht Jahre nach der Gründung des DOSB sehen wir den Zeitpunkt gekommen, an dem der nächste Schritt in der Organisationsentwicklung vollzogen wird. Und der lautet ganz einfach, dass das Direktorium, dass der künftige Vorstand die wesentlichen Dinge vollumfänglich auch für den kaufmännischen Teil verantworten soll und das Präsidium sich auf die wesentlichen strategischen Weichenstellungen konzentriert."
    Hauptamtliche vs Ehrenamtliche
    Ein hauptamtlicher Vorstand soll beim DOSB künftig das Tagesgeschäft verantworten. Hörmann zufolge ist die Organisationsform eigentlich schon geübte Praxis,"weil ja die klassische Trennung zwischen Haupt- und Ehrenamt auch heute bereits so vorhanden ist und im DOSB erfolgreich gelebt wird".
    Nun soll der Schritt auch formal vollzogen werden. Stimmt die Mitgliederversammlung zu, wird es Doppelfunktionen wie die des DOSB-Generaldirektors Michael Vesper, der zugleich dem Präsidium angehört, nicht mehr geben. Richtig so, findet der 62-Jährige:
    "Wir wollen es klarer strukturieren, sodass der Vorstandsvorsitzende - anders als ich das jetzt im Amt des Generaldirektors bin, nämlich Mitglied des Präsidiums - nicht mehr Mitglied des Präsidiums ist."
    Die rund 160 Beschäftigten der DOSB-Zentrale stehen laut Vesper hinter dem Vorhaben, durch das mancher Aufgabenbereich neu zugeschnitten werden könnte:
    "Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind sehr motiviert und finden diesen Prozess auch gut. Wir haben das hier auch natürlich in einer Betriebsversammlung andiskutiert. Wir haben erläutert, wohin der Hase läuft, und da gab es nur Zustimmung."
    Präsidium wird im Dezember neu gewählt
    Das im Dezember neu zu wählende Präsidium soll den voraussichtlich fünfköpfigen Vorstand berufen. Wer ihm angehören könnte, wurde bislang nicht öffentlich erörtert. Präsident Hörmann gibt diese Zurückhaltung nun auf:
    "Die wichtigste Aufgabe des künftigen Präsidiums wird sein, diejenigen auszuwählen, die dann im Hauptamt den Verband führen. Und insofern ist es vollkommen klar, dass die Frage, wer führt den DOSB künftig, wie sieht das Team aus, wer wird der Vorstandsvorsitzende, von alles entscheidender Bedeutung ist. Da möchte ich jetzt dem neuen Präsidium nicht vorgreifen, aber ich sage pauschal aus meiner Sicht nach fast einem Jahr der Zusammenarbeit: Wir haben im DOSB ein schlagkräftiges Team unter der hervorragenden Führung von Michael Vesper. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass es da in irgendeiner Form zu großen Veränderungen oder zu einer Zäsur kommt."
    Ein wichtiges Reformziel besteht aus Sicht des 54-jährigen Präsidenten darin, die Zuständigkeiten genau zu definieren.
    "Es wird selbstverständlich entsprechende Aufgabenkataloge geben: Was ist künftig die konkrete Aufgabe des Präsidiums, auf was konzentrieren wir uns? Was soll tendenziell vom Vorstand umgesetzt werden? Dieses klare Regelwerk ist über viele Stunden mit den Mitgliedsverbänden mittlerweile diskutiert worden. Da beschließt im Dezember dann niemand irgendwelche generellen Dinge, ohne da die Details zu kennen."
    Die Renovierungsarbeiten im Hause DOSB sind bislang erstaunlich geräuscharm verlaufen. Das mag daran liegen, dass die Diskussion um eine mögliche Olympiabewerbung von Hamburg und Berlin alles andere in den Hintergrund drängt. Doch es sieht auch so aus, als trügen die Mitgliedsverbände, denen Eitelkeiten sonst nicht fremd sind, das Reformkonzept vorbehaltlos mit. Offenbar habe man im Verfahren vieles richtig gemacht, folgert Generaldirektor Vesper:
    "Manche haben es wirklich nicht für möglich gehalten, so einen Prozess innerhalb eines Jahres ordentlich durchzuführen. Und zwar so, dass niemand das Gefühl hat, er wird da irgendwie gedrückt oder gezogen oder übern Tisch gezogen. Aber es ist möglich gewesen."
    Mitglieder haben Vertrauen
    Auch Alfons Hörmann glaubt, dass sich der intensive Austausch mit Fachverbänden und Landessportbünden nun auszahlt:
    "Ich denke, dass die umfangreichen Gespräche, die wir mit den Mitgliedsverbänden geführt haben in den vergangenen Wochen und Monaten, und zwar absolut offen, transparent und ohne jeglichen Zeitdruck, einfach dazu geführt haben, dass die Mitglieder das Vertrauen haben, dass das, was wir jetzt vorhaben, Sinn macht."
    Dass der DOSB die anstehenden Aufgaben im neu geschneiderten Gewand besser meistern kann, ist Hörmann zufolge auch in jenen Mitgliedsverbänden Konsens, die an einer ehrenamtlichen Führungsstruktur festhalten wollen,
    "weil ja in jeder Einzelorganisation zu spüren ist, wie sich die Verbandslandschaft verändert, wie sich die Anforderungen an Verbände verändern: alles, was mit juristischen Themen zu tun hat; die wirtschaftlichen Volumina werden von Jahr zu Jahr tendenziell größer; die Herausforderungen in der gesamten Verwaltung werden tendenziell größer."
    Natürlich weiß der DOSB-Präsident, dass eine Strukturreform nicht schlagartig alle Probleme des Dachverbands lösen wird.
    "Die Bäume wachsen nicht in den Himmel. Also, da sind einfach ganz natürliche Grenzen von der wirtschaftlichen Seite gegeben. Andererseits werden die Anforderungen zumindest gefühlt von Jahr zu Jahr mehr und von Jahr zu Jahr komplexer. Und in dem Spannungsbogen, sozusagen, wird man sich dann in der Diskussion im Dezember oder Januar bewegen."
    Und weil Reformen ihrem Wesen nach nun mal Dauerbaustellen sind, ist für Alfons Hörmann kein Ende des eingeschlagenen Weges in Sicht.
    "Wie in jeder anderen guten Organisation ist das ja dann kein festgezurrtes Konzept, das jetzt partout über vier Jahre oder gar länger hält, sondern man muss sich jährlich mindestens einmal die Frage stellen: Ist die Aufstellung in den verschiedenen Bereichen in Ordnung?"